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Sechs Komponistinnen, sechs Vorbild-Frauen

HINTERGRUND / FRAUENSTIMMEN

13/09/24 Ins Frauenstimmen-Konzert morgen Samstag (14.9.) fährt Franziska Strohmayr eher nicht mit dem Fahrrad – das Wetter dürfte denn doch zu feucht sein, um eine italienische Meistergeige aus dem Jahr 1759 so zu transportieren. Ein interessantes Projekt der erfindungsreichen Geigerin: 7 Frauen.

Von Reinhard Kriechbaum

Für die Idee Kulturbiathlon – Frauen im Land Salzburg hat Franziska Strohmayr den Kulturförderpreis der Stadt Salzburg erhalten: Für eine Tournee durch das Land Salzburg hat die in Salzburg lebende Geigerin vor zwei Jahren sechs Kompositionsaufträge an Komponistinnen vergeben. Die Komponistinnen sollten ein Werk für Violine solo (eventuell mit Zuspielungen, Perkussionsinstrumenten oder Loopstation) schreiben, das sich mit je einer Frau aus dem Land Salzburg auseinandersetzt, die für sie ein Vorbild abgibt. Sechs Komponistinnen also, die über sechs Frauen Musik geschrieben. Gespielt von einer Violinistin. Deshalb 7 Frauen. Morgen Samstag (14.9.) kann man diese Stücke en bloc im Zyklus Frauenstimmen der Maria-Anna-Mozart Gesellschaft im Kardinal-Schwarzenberg-Saal (Kapitelplatz 3) hören.

Franziska Strohmayr wurde 1990 in Augsburg geboren. Ihr Studium schloss sie an der Universität Mozarteum bei Prof. Martin Mumelter und an der Guildhall School of Music and Drama in London ab. Sie hat mehrere Wettbewerbspreise eingeheimst. Aufgefallen ist die Geigerin mit innovativen Tourneeformaten, etwa dem Kulturbiathlon – Mit Violine und Fahrrad, bei welchem sie die gesamte Tournee-Strecken auf dem Rad zurücklegt. Oder durch spartenübergreifende Projekte mit Akrobatik und Lichtinstallationen, die sie organisatorisch und künstlerisch leitet.

Wer sind die Komponistinnen, die nun also Stücke über Salzburger Frauen schrieben? Und über welche Frauen? Es sind nicht nur solche aus der Geschichte der Frauenbewegung, wie Irma von Troll-Borostyáni, der die 1977 geborene Laura Konjetzky ein Stück widmete, oder die Widerstandskämpferin Rosa Hofmann, der sich die 23jährige Lucia Philippek widmete. Maria Johanna Sedlmaier (1811–1853) war eine Schriftstellerin und Lyrikerin, ihres Gedichts „Sehnsucht“ hat sich Marina Razumovskaja angenommen. „Das Gefühl der ungestillten Sehnsucht, die Stimmung des Waldes und der innere Dialog sind das Fundament dieser Komposition für Violine und eine Tonspur“, erklärt sie.

Für Anita Biebl war die früh verstorbene Teresa Lugstein ein Vorbild, einst Mädchenbeauftragte des Landes Salzburg und Gründerin von „make it – das Büro für Mädchenförderung“.

Manche Vorbild-Frauen leben aber noch, und wie! Die Jazzmusikerin Sabina Hank ließ sich zu einem Stück über die Gründerin und Leiterin der Philharmonie Salzburg, Elisabeth Fuchs, inspirieren. „Mit der Komposition 3G: Glücklich. G’scheit. G’-sund. habe ich mich als Komponistin auf die emotionalen Spuren von Lisi Fuchs und ihrer drei Lebenswerte begeben. Entstanden ist, im zutiefst intuitiven Prozess des Schreibens, ein analoger Loop-Song für Sologeige, in dem die Grenzen verschwimmen, weil jeder dieser drei Werte bzw. Gemütszustände nicht ohne die anderen auskommt und sich gegenseitig bedingt. Und am Ende bedarf es eigentlich gar keiner Erklärungen, denn: Musik ist so viel mehr als die Summe aller Töne – und Loops.“

Für Raimonda Žiūkaitė, eine in Salzburg lebende Litauische Komponistin, war die österreichische Trans-Künstlerin Ashley Hans Scheirl eine besonders interessante und inspirierende Persönlichkeit: „Weil sie/er sowohl bei den Medien als auch bei künstlerischen Genres und mit dem Geschlecht immer wieder über die Grenzen und zwischen den Kategorien springt“, sagt sie über ihr Stück. „Auf diese Weise erschafft sie sich selbst. Deshalb springt auch die Melodie in meiner Komposition ständig zwischen zwei Extremen, dem tiefsten und dem höchsten Geigenklang.“

„7 Frauen“, Konzert am Samstag (14.9.) um 19.30 Uhr im Kardinal-Schwarzenberg-Saal (Kapitelplatz 3) – www.maria-anna-mozart.at

Bild: Maria Anna Mozart Gesellschaft / Christina Bleier

 

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