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28/10/24 Dr. Hohenadl war bestürzt, als ihm Frau Besjana kündigte. Es war für ihn unfassbar. Er verstand zunächst gar nicht, was sie ihm sagen wollte. Ähnlich unglaubwürdig wäre es ihm erschienen, hätte die Staatsoper mitgeteilt, sie werde ihren Betrieb einstellen.
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13/06/24 „Zusammen ist man weniger allein“. Dr. Hohenadl musste den Titel irgendwann, irgendwo aufgeschnappt haben. Er wusste nicht wann und wo. Warum er ihn sich gemerkt hatte, war klar: Er fühlte sich an einem heiklen Punkt angesprochen und bemühte sich deshalb, Genaueres zu erfahren.
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14/03/24 Seiner Cousine Charlotte hatte Dr. Hohenadl noch nie etwas ausschlagen können. Aber diesmal hoffte er, ungeschoren davonzukommen und wehrte sich so lange mit Ausreden, bis ihm keine mehr einfielen. Sie sprach von einer Reisegruppe aus Bowling Green in Ohio, die auf einer Europatour nach Wien kommen werde.
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01/12/23 Zuerst hatte Dr. Hohenadl befürchtet, er würde jeden Tag einen Esslöffel Lebertran zu sich nehmen müssen. Über Lebertran war ihm Übles zu Ohren gekommen. Ein normaler Mensch könne seinen Geruch nicht ertragen und müsse auf der Stelle brechen.
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27/10/23 Zu Hause trank er Kafeeersatz. Warum er umsattelte? Darüber gibt es zwei Versionen. Dr. Hohenadl glaubte eines Tages, den Bohnenkaffee, nicht mehr zu vertragen. Er war überzeugt, die im Kaffee enthaltenen Reizstoffe schädigten seine Magenwände auf bedrohliche Art.
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03/10/23 Dr. Hohenadl war keineswegs humorlos. Darum musste er schmunzeln, als er in einer renommierten Zeitung las: „Nach der Todesangst, das kann jeder Verstorbene bestätigen, stellt sich eine große Gelassenheit ein.“
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01/09/23 Ja, was geschehen war, verwirrte Dr. Hohenadl zutiefst. Am erstaunlichsten fand er die Geschwindigkeit, mit der ein Film in seinem Kopf ablief, als er in der Otto-Bauer-Gasse, auf der Höhe der Marienapotheke, unversehens zwei Russen gegenüberstand.
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23/08/24 Wieso engagierte er nicht eine Hausbetreuungsfirma? Dr. Hohenadl ärgerte sich über den Sparsamkeitswahn seines älteren Bruders. Billiger würde es freilich sein, die Verwandtschaft auszunützen, als einen professionellen Dienst zu engagieren.
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Dr. Hohenadl machte zunächst Notizen, war sich aber noch nicht über das Thema im Klaren. Nein, über die Wien-Klischees wollte er auf keinen Fall schreiben. Die Philharmoniker, die Hofreitschule, die Schatzkammer und die Sängerknaben überließ er großzügig anderen.
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14/07/23 Der Brief des Wiener Bürgermeisters kam zwei Wochen nach Dr. Hohenadls fünfundvierzigsten Geburtstag. Dr. Hohenadl war überrascht und brauchte einige Zeit, bis in seinem Innersten ein Gefühl der Freude stärker und stärker wurde. Am liebsten hätte er sofort seine zwei Brüder und seine Cousine Charlotte angerufen. Aber er hielt sich zurück. Er wollte diese Überraschung nicht ausplaudern, weil er fürchtete, ihre Intensität könnte dadurch abnehmen.
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09/06/23 Das Nationaltheater, die erste Bühne im deutschsprachigen Raum, war in Gefahr. Das wusste Dr. Hohenadl. Jeder wusste es. Das Theater stammte aus einer Zeit, als Österreich noch groß war.
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03/03/23 Das Gespräch mit Dr. Hohenadl endete damit, dass er von Prof. Alfred Proschek eingeladen wurde, ihn in der Wienbibliothek im Rathaus zu besuchen. Dr. Hohenadl fühlte sich geehrt und freute sich darauf, einerseits. Andrerseits sah er dem Termin mit Unbehagen entgegen.
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17/02/23 Seit er einmal an einer Führung durch das Labyrinth unter dem Wiener Rathaus teilgenommen hatte, betrachtete er den Gebäudekomplex mit neuen Augen. Früher, wenn das Rathaus in der Vorweihnachtszeit illuminiert war und aussah wie ein riesiges Märchenschloss, freute es ihn, denn außer den Architekten des Historismus waren nur noch die Besten der Wiener Zuckerbäcker mit ihren kühnen Kreationen zu derart kunstfertigen Gebilden fähig.
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13/01/22 Senatsrat Weninger stieß einen Seufzer aus, als ihm die Sekretärin einen Brief von Dr. Hohenadl vorlegte. Fast jede Woche kam ein Brief von Dr. Hohenadl, weil sich Dr. Hohenadl nicht entmutigen ließ. Eine mehrwöchige Pause hatte es lediglich damals gegeben, als Dr. Hohenadl mit dem Kardinal Erzbischof korrespondierte.
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21/12/22 Genau besehen war Dr. Hohenadl ein Trittbrettfahrer. Denn es gab einen fixen Tag im Advent, an dem er bei seiner Cousine Charlotte eingeladen war. Charlotte blühte in der Vorweihnachtszeit auf.
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16/12/22 Dr. Hohenadl machte seine Beobachtungen auf den Adventmärkten und in den Supermärkten nicht wie ein absichtsloser Flaneur, sondern auf wissenschaftlicher Basis. Was er an statistischem Material sammelte, fügte er in ein Computer gestütztes Schema ein. Er ging nach einer Methode vor, die die induktive Statistik mit der explorativen Statistik verknüpfte.
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- ist ein „gelernter Österreicher“. Das lässt uns, die wir ja auch solche sind, sogleich nichts Gutes erahnen. Den komischen Kauz hat sich Werner Thuswaldner ausgedacht. Sein Buch Die Welt des Dr. Hohenadl ist 2019 bei Ecowin erschienen. In den Jahren seither ist Dr. Hohenadl immer wieder verhaltensauffällig geworden. „Die Geschichten über diesen seltsamen Menschen würden für einen zweiten Band reichen“, sagt Thuswaldner. Wir veröffentlichen sie hier in loser Reihenfolge.
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