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Tombeau für Sándor Végh

CAMERATA SALZBURG / GEGORY AHSS / AMIHAI GROSZ

03/04/17 Nach längerer Absenz von hiesigen Podien und erfolgreich absolvierte Tourneen nach Spanien, China und Korea, brachte sich die Camerata am Freitag (31. 3.) im Großen Saal des Mozarteums ihren Abonnenten in Erinnerung: in schon gewohnt amikaler Übereinstimmung mit Konzertmeister Gregory Ahss als musikalischem Leiter.

Von Horst Reischenböck

Der Todestag von Sándor Végh, der nicht zuletzt die Camerata Salzburg zum international gefragten erstklassigen Kammerorchester formte, jährte sich diesen Jänner zum zwanzigsten Mal. Seinem Gedächtnis war dritte Abo-Konzert, das durch Gregory Ahss abwechslungsreich interessante Gestaltung nahm. Angefangen mit Paul Ben-Haim, den erst 1973 das Supplement der ersten MGG-Enzyklopädie einer kurzen, aber immerhin späten Würdigung wert befand! Aus den Augen, aus dem Sinn...

Als Paul Frankenburger in München geboren, musste der Jude Paul Ben-Haim zwangsläufig emigrieren und wurde in Israel quasi Gründer einer „Ost-Mittelmeer-Schule“: Das spiegelt auch Ben-Haims Konzert für Streicher op. 40, in dem sich mannigfache Einflüsse dieses Kulturraumes finden lassen. Handwerklich solide „gebaut“ erinnert das Stück an Paul Hindemith ebenso, wie an Béla Bartók, von dem sich Ben-Haim wohl den Titel „Konzert“ geliehen hat.

Ein „Konzert“ ist es tatsächlich, indem er nämlich die Streicher vom chorischen Unisono des pathetisch marschierenden Vorspiels zum dreimaligem Ansatz eines Capriccios führt. Und dieses entspricht durchaus der ursprünglicher Bedeutung des Wortes als geistreicher „besonderer Einfall“. Dazu gibt es im weiteren Verlauf Gelegenheit zu solistischem Hervortreten oder diffizles, mit und gegeneinander konzertierendes klangliches Aufsplittern, wie etwa auch im gesanglichen Zwischenspiel vor dem wirkungsvollen Finale.

Die Qualitäten der Camerata in Sachen Mozart detailliert zu würdigen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Die perfekt durch die paarweisen Oboen und Hörner akzentuierten Streicher verschmolzen mit den beiden Solisten in Wolfgang Amadés Sinfonia Concertante Es-Dur KV 320d. Das berührte auch diesmal über alle Maßen. Gregory Ahss an der Violine und sein Landsmann, der Berliner Philharmonische Solo-Bratscher Amihai Grosz waren ein Herz und eine Seele: im intimen Dialog, im einander Zuwerfen der Themen, und besonders im schwerelos überirdischen Auskosten des Andante-Trauergesangs bis zum bewussten gedanklichem Stillstand.

Nach der Pause führte Ahss, nochmals solistisch, die Bearbeitung beider kurzer Deux Mélodies Hébraïques von Maurice Ravel nahtlos über in den Kopfsatz von Mendelssohns „Achter“. Das ist jenes Jugendwerk, dem der damals 13jährige kurz darauf eine Bläserfassung hinzufügte. Die Camerata allerdings bündelte, wohl aus ökonomischen Gründen, ihre Kräfte auf ihren 20-fachen Streicherkorpus. Grandios, die unüberhörbaren Anklänge an Mozarts „Zauberflöten“-Ouvertüre oder, nach dem dunkel-tiefen Adagio-Oktett, im abschließenden Fugato an die „Jupiter“-Sinfonie. Langanhaltend bejubelt.

Bilder: Edith Held (1); piaclodi (1)

 

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