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Dem Himmel verdammt nah...

REPORTAGE / STERNWARTE / HAUS DER NATUR

06/08/18 Von „Sternstunden“ schreiben wir während der Festspielzeit öfter einmal. Das hat meist nichts mit Astronomie zu tun. „Echte“ Sternstunden, in denen wir dem Himmel real näher kommen, bietet das „Haus der Natur“ mit seiner neuen Sternwarte in Nußdorf am Haunsberg.

Von Heidemarie Klabacher

Vor den Toren der Stadt Salzburg entstand in den letzten 14 Monaten eine der leistungsstärksten öffentlichen Sternwarten Mitteleuropas. Heute Montag (6.8.) sind die beiden Teleskope angekommen und in ihre Kuppeln gehoben worden. Es ist nicht nur ein reines Forschungsobservatorium: Neben der wissenschaftlichen Beobachtung ist Helmut Windhager, dem Leiter der Astronomischen Arbeitsgruppe am Haus der Natur, und seinem Team die Vermittlung ein zentrales Anliegen: „Die neue Sternwarte wird eine Plattform für Wissenschaft, Bildung, Kultur und Gesellschaft.“ Man wolle möglichst viele Menschen für Astronomie und Weltraumforschung begeistern und die Beschäftigung mit diesen Themen fördern.“ Das war ja auch schon bisher so.

Die Sternwarte in Nussdorf ist ein moderner Neubau, der die 1988 eröffnete „Volks-Sternwarte“ am Voggenberg ablöst. Platz ist in der kleinsten Hütte. Aber der gemütliche Holzschuppen, bei der man im Beobachtungs-Fall einfach das Dach beiseitegeschoben hat, ist zu klein geworden, die technische Ausstattung veraltet. Die Sternenfreunde werden den kleinen unscheinbaren Holzbau mit dem altmodischen Planetenmodell davor, das vergleichsweise schlichte Teleskop und die aufregenden Blicke in die Unendlichkeit nicht vergessen. Die Sternwarte am Voggenberg ist seit 1. Juli geschlossen.

Dafür ist es jetzt – auf enormen technischen Niveau – am Haunsberg soweit. Mit den beiden Teleskopen wurden heute die Herzstücke geliefert. Das größere Teleskop ist ein sogenanntes Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop (kurz: RC-Teleskop) und hat einen Spiegeldurchmesser von 1.000 Millimetern und wiegt 2.800 Kilogramm. „Auch das Hubble Space Telescope oder das Very Large Telescope des Paranal-Observatoriums in Chile sind Teleskope dieser Bauart“, erklärt Helmut Windhager, der Leiter der Astronomischen Arbeitsgruppe am Haus der Natur.

Das Teleskop „wohnt“ seit heute Montag (6.8.) in einer „All-Sky-Kuppel“, die sich vollständig öffnen lässt. „Das ist bei hohen Temperaturen ein Vorteil, weil es einen schnellen Temperaturausgleich ermöglicht und so für flimmerfreie Luft sorgt.“ Das kleinere Teleskop mit 400 Millimeter Spiegeldurchmesser werde seine Vorteile beim Beobachten und Fotografieren größerer Himmelsobjekte ausspielen: „Diese geringere Vergrößerung ermöglicht es, sehr große Himmelsobjekte wie Sonne oder Mond noch ganz darzustellen oder zu fotografieren. Ist die Vergrößerung stärker, bekommt man nur mehr Ausschnitte des Himmelskörpers auf den Sensor. Das Teleskop steht in einer Spaltkuppel, die perfekten Windschutz bietet, was besonders bei längeren Belichtungszeiten wichtig ist.“

Finanziert wurde der Neubau durch das das Salzburger Logistikunternehmen VEGA, das als Hauptsponsor wiederum das Architekturbüro berger.hofmann und die Baugesellschaft Ebster Bau gewonnen hat. Ein weiterer Großsponsor ist die die Firma ASA (Astro Systeme Austria). „Der innovative Betrieb aus Neumarkt im Mühlviertel baute für dieses Observatorium die leistungsstärksten Teleskope, die europaweit in einem öffentlichen Observatorium im Einsatz sein werden“, betont Helmut Windhager. Auch Land und Stadt Salzburg, die Anrainergemeinden Nußdorf, Obertrum und Anthering sowie die Salzburg AG beteiligen sich an der Finanzierung. Einen Teilbetrag soll durch eine öffentliche Bausteinaktion aufgebracht werden.

Wie schon bisher gibt es ein umfangreiches Programm für alle Sternengucker. Jeden Montag- und Dienstagabend finden nach Einbruch der Dunkelheit und bei klarem Himmel teleskopische Sternführungen statt: „Alle Interessierten können an diesen Abenden ohne Voranmeldung die Sternwarte besuchen, um dort mit eigenen Augen in die Weiten des Weltalls zu blicken.“ Sonderführungen zu besonderen astronomischen Ereignissen wie Mond- oder Sonnenfinsternisse, besondere Planetenstellungen, Erscheinen der Perseiden oder Geminiden werden rechtzeitig angekündigt. Die ersten teleskopischen Sternführungen gibt es am 20. und 21. August.

Bilder: Haus der Natur / Neumayr/Leo
Offiziell eröffnet wird die VEGA Sternwarte mit einem „Tag der offenen Tür“ am Samstag (11.8.) ab 14 Uhr - Anfahrtsplan, Termine für Sternenführungen, Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene - www.hausdernatur.at

 

 

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