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WIEN / NATURHISTORISCHES MUSEUM
20/12/24 Seine Entdeckung – das Gräberfeld in Hallstatt – hat einer prähistorischen Epoche des Namen gegeben: Hallstattkultur. Kürzlich jährte sich der Todestag von Johann Georg Ramsauer (1795-1874) zum 150. Mal. Daran erinnert das Naturhistorische Museum Wien.
Der Bergmeister Johann Georg Ramsauer ist vor allem als Entdecker des weltberühmten Hallstätter Gräberfeldes bekannt, in dem er zwischen 1846 und 1863 rund 980 Bestattungen ausgraben ließ. Obwohl kein ausgebildeter Archäologe, trug er im 19. Jahrhundert wesentlich zur Etablierung dieser damals noch jungen Wissenschaft bei. Ihm und seiner umsichtigen Grabungsdokumentation, die er mit seinem Nachfolger Isidor Engl (1832-1918) entwickelte, ist es zu verdanken, dass seine Ausgrabungsergebnisse bis heute überliefert sind und nach wie vor die Grundlage für die Erforschung der älteren Eisenzeit in Mitteleuropa bilden.
Das war zu einer Zeit, da noch nicht Touristenmassen nach Hallstatt strömten. Sie tun es heute ja auch nicht wegen jener Kulturepoche, die als Hallstattzeit von ca. 800 bis 450 v. Chr. datiert wird. Es war auch Ramsauer, damals Bergmeister der Salinen in Hallstatt, der 1849 eine erste archäologische Ausgrabung unter Tage im Salzbergwerk durchführen ließ und gezielt Funde aus einer eisenzeitlichen Abbaukammer barg.
Johann Georg Ramsauer hatte eine umfangreiche Ausbildung im Bergbau und war dann Bergmeister, also „Betriebsleiter“ der Saline in Hallstatt. Nach der zufälligen Aufdeckung der ersten Gräber beim Schotterabbau im November 1846 sorgte er für einen umsichtigen Umgang mit den Funden. Was Archäologen beeindruckt: Er verstand wie vor ihm kaum ein anderer, dass es nicht nur um das gefundene Objekt selbst geht, sondern auch um dessen Lage und Position zu anderen Funden. Bald begann Ramsauer damit, diese Befunde an Ort und Stelle der Auffindung zeichnen zu lassen und einzumessen. Auch führte er schriftliche Aufzeichnungen über seine Arbeiten und umfangreiche Fundprotokolle.
Das Gräberfeld im Hochtal oberhalb des Ortes Hallstatt ist einer der wichtigsten prähistorischen Bestattungsorte Europas. Bereits mehr als 1.500 Gräber konnten bislang freigelegt und dokumentiert werden. Gefunden wurden dabei zahlreiche Grabbeigaben, teilweise prachtvolle Gefäße, Waffen und Schmuck, die den durch Salzabbau und -handel entstandenen Wohlstand und weitreichende Handelsbeziehungen belegen.
Das Salzkammergut, das heuer mit der ersten Nennung vor fünfhundert Jahren ein rundes Jubiläum feiert, stand zu Ramsauers Zeit noch im direkten Besitz des Kaiserhauses. Deshalb wurden die archäologischen Funde von dort dem Kaiser für seine Sammlungen angeboten. Franz Joseph I. und seine Gattin Elisabeth hielten sich in den 1850er Jahren regelmäßig in ihrer Sommerresidenz in Bad Ischl auf, bei welcher Gelegenheit sie zusammen mit Mitgliedern des Hofstaates auch die Entdeckungen Ramsauers auf dem Hallstätter Salzberg besuchten.
„Johann Georg Ramsauer war ein Pionier der Hallstattforschung, dessen Entdeckungen auch heute noch von großer Bedeutung sind“, bekräftigt Karina Grömer, Direktorin der Prähistorischen Abteilung am Naturhistorischen Museum Wien. „Sein Engagement für die Wissenschaft inspiriert bis heute die archäologische Forschung in Hallstatt, die am Naturhistorischen Museum seit Ramsauers Zeiten tief verwurzelt ist.“ In Kooperation mit den Salinen Austria und den Salzwelten betreibt das NHM Wien eine Außenstelle zur kontinuierlichen Erforschung der Vergangenheit. „Nicht nur obertage, wo immer noch Untersuchungen am Gräberfeld stattfinden, sondern auch untertage, in dem seit rund siebentausend Jahren betriebenen Salzbergwerk – der Grundlage des Wohlstandes der prähistorischen Bevölkerung, der an den reichen Grabausstattungen des Friedhofs deutlich wird.“
„Moderne Analysemethoden machen es möglich, immer noch neue Erkenntnisse aus den nun bereits vor über 150 Jahren getätigten Funden zu gewinnen“, erklärt Georg Tiefengraber, Kurator der Sammlung Bronze- und Eisenzeit in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums. „Durch das vom BMKOES und der EU finanzierte Projekt Kulturerbe digital war es erstmals möglich, dass sämtliche Fundstücke aus Ramsauers Ausgrabungen mit höchsten Qualitätsstandards fotografiert und von 250 ausgewählten Objekten digitale 3D-Modelle erstellt wurden. Diese materiellen Quellen des Welterbes Hallstatt werden allen Interessierten online zur Verfügung gestellt, immerhin handelt es sich dabei um über 20.000 Objekte.“ (NHM)