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„Geh, Oida, des is ned unser Musik“

MOZARTEUMORCHESTER / JUNGENDPROJEKT / REPORTAGE

27/03/13 „Am Anfang dachte ich: Geh, Oida, des is ned unser Musik, aber jetzt sind wir wirklich begeistert. Von der Musik und von uns selbst“. Ausgerechnet Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ stand im Mittelpunkt eines Gemeinschaftskonzertes des Mozarteumorchesters mit der Neuen Mittelschule Nonntal.

474Wie begeistert man 260 Schülerinnen und Schüler zwischen vier und 14 Jahren aus 14 Nationen für klassische romantische Musik? „Wir wollten die Kinder emotional berühren. Dann sind sie offen für Ungewohntes“, sagen Monika Sigl-Radauer, Konzertpädagogin des Mozarteumorchesters und Alexander Reicher, Musiklehrer an der NMS Nonntal über das Projekt im Rahmen des Musikvermittlungsprogrammes „OrchesterlabOHR“. Das Ergebnis war tatsächlich ein „Gesamtkunstwerk“, denn das Mozarteumorchester und alle Schüler der Neuen Mittelschule Nonntal standen beim Abschlusskonzert gemeinsam auf der Bühne im Orchesterhaus.

Mit Schönbergs Musik sind die Kinder der NMS Nonntal noch nie konfrontiert gewesen, wohl aber mit Mozarteumorchester, dessen Patenschule sie in diesem Schuljahr sind. Die Kinder und Jugendliche kennen bereits viele Musiker. Auch deren Instrumente und das Orchesterhaus haben sie im Rahmen von anderen Projekten bereits kennen gelernt. „Aber am besten kennen sich die Kinder wohl mit dem Thema aus, über das Arnold Schönberg seine Musik zur „Verklärten Nacht“ geschrieben hat: die Liebe“, so Monika Sigl-Radauer. Schönbergs „Verklärter Nacht“ liegt ein Gedicht von Richard Dehmel zugrunde. Der Text entstand zwar schon  1897, ist aber dennoch kein alter Hut: „Das Thema ist brandaktuell: eine Frau liebt einen Mann, ist aber schwanger von einem anderen und fürchtet sich nun vor der Reaktion des Geliebten.“

475Der rote Faden „Liebe“ durchzog das Projekt: Jeder einzelne Schüler, jede einzelne Schülerin hatte eine Aufgabe, betont Sigl-Radauer. Jede Klasse arbeitete mit Musikern des Orchesters, mit einer Schauspielerin oder mit der Konzertpädagogin zusammen. Im Deutsch- oder Kunst-Unterricht wurden weitere Facetten in den Blick genommen. Beim Abschlusskonzert im Orchesterhaus wurden die Ergebnisse auf die Bühne gebracht: So gab es eine Foto-Love-Story in Form von projizierten Comics aus dem Leben der Schüler. Themen von Schwangerschaft über Ausgrenzung bis hin zum Cyber-Mobbing wurden thematisiert. Eigene Texte und Kompositionen bildeten zusammen mit der Originalkomposition, die vom Mozarteumorchester unter Dirigent Thomas Dausgaard gespielt wurde, ein sinnliches Klang- und Schau-Erlebnis. Eindrücklich wurde zu Schönbergs Musik etwa die „Verzweiflung der Frau“ auf der Bühne dargestellt.

„Am Anfang dachte ich: Geh, Oida, des is ned unser Musik, aber jetzt sind wir wirklich begeistert. Von der Musik und von uns selbst“, sagt Tolgahan aus der 4b. Am Ende erschien alles Neue selbstverständlich, ja fast „verklärt“, schildert Monika Sigl-Radauer die Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler. Nur die letzten Zeilen des ursprünglichen Textes waren dann wohl doch zu altertümlich für die jungen Leute: so wurden sie kurzerhand umgedichtet und fanden sich auszugsweise in einem von den Schülern kraftvoll dargebotenen Rap wieder.

476Eine Besucherin meinte: „Besonders gefiel mir, dass es keine Effekthascherei und keine ‚Showeffekte’ gab. Diese natürlichen und auch sparsamen Bewegungen, das Zusammenspiel – sehr stimmig und einfach zauberhaft.“

Wie schwierig und anstrengend engagierte musische Arbeit mit Jugendlichen ist, weiß Thomas Schiendorfer, der Direktor der Schule: „Ich finde es toll, dass wir hier mit dem Mozarteumorchester die Chance hatten, den Jugendlichen tiefgreifende Erfahrungen durch das Live-Erlebnis zu ermöglichen. Und: Es geht hier nicht nur um feinste Musikvermittlung, sondern auch um Zusammenhalt, Solidarität und einen Beitrag zur Völkerverständigung.“ (MOS/dpk-klaba)

Bilder: MOS/Erika Mayer

 

 

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