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Auf zum Halali

BLÄSERPHILHARMONIE / NEUJAHRSKONZERT

07/01/13 „La Chasse“: unter diesem französischen Titel „jagte“ Hansjörg Angerers Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg musikalisch von der Seine zur Donau. Geringfügig ähnlich wie 2004 begeisterte das Programm Sonntag im Großen Festspielhaus nicht nur eingeschworene Blasmusikfans und wurde erstmals auch live im Fernsehen übertragen.

Von Horst Reischenböck

Ein berühmter Couplet-Refrain lautet: „Ach, dem Himmel sei’s geklagt – es gibt nichts Dümm’res als die Jagd!“ Eins aber ist sicher: Das ehemals Adeligen vorbehaltene Privileg des Waidwerks schlug sich fruchtbringend in Kompositionen nieder. So beispielsweise „klassisch“ in zwei Sinfonien von Joseph Haydn.

Um die ging es diesmal jedoch nicht, aber immerhin gipfelt der schmissig einleitende Kaiser Franz Joseph I.-Rettungs-Jubel-Marsch von Johann Strauß Sohn in Haydns Hymne. Danach sein Zeitgenosse Leopold Kozeluch: Ein zusätzliches Dutzend Jagdhörer schmetterte dessen „Fanfares de la chasse Parforce“ in den Saal. Darauf folgten die Gewehrschüsse der Polka schnell „Auf der Jagd“, ein anonymes „Großes Halali“ und Joseph Lanners Galopp „Jägers Lust“. Die Tücken ventilloser  Naturhörner war geringfügig dem Solo in Marc Antoine de Dampierres „La Grande Chasse“ anzumerken. Das Stück wurde von Paul Angerer arrangiert (der Wiener Musiker und Komponist ist nicht mit dem Dirigenten der Bläserphilharmonie verwandt), wogegen die erstklassige Bearbeitung der übrigen Musikalien wieder Albert Schwarzmann verantwortete. Alle verschmolzen dann üppig miteinander in der „La Chasse“-Episode aus Adolphe Adams Ballett „Giselle“.

Ein Aspekt der Matinee am Vormittag zu Dreikönig lag ja in den wechselseitigen Beziehungen zwischen Paris und Wien. Jacques Offenbach huldigte seine Ouvertüre zur „Schönen Helena“ mit fast zu keuschem Englischhornsolo. Dieses Stück wurde beantwortet durch die Polka française „Die Pariserin“ von Johann Strauß II. Der Cancan aus „Orpheus in der Unterwelt“ bildete letztendlich schwungvoll den offiziellen Kehraus vor dem traditionellen, perfekt vom Auditorium mitgeklatschten Radetzkymarsch.

Hauptsächlich stand die Strauß-Familie als Ganzes im Blickpunkt. Vater Johann mit seinem amüsanten Seufzer-Galopp, Sohn Johann mit der Polka schnell „Stürmisch in Lieb und Lust“, dem geläufigen „Perpetuum mobile“, spritzig serviert der  bekannten „Champagner-Polka und dazwischen eingebettet die Polka mazur „Stadt und Land“. Die geniale Zärtlichkeit, über die Bruder Joseph gebot, bewies „Brennende Liebe“. Der jüngste Bruder Eduard wiederum erwies mit unerwartet abwechslungsreichen Kombinationen einer „Carmen-Quadrille“ George Bizet Reverenz.

Zwischendrin eingestreut die Walzer „Les Patineurs“ von Émile Waldteufel und, ins nachfolgende Jahrhundert überleitend, Franz Lehárs „Gold und Silber“. Dazu noch der „Teufelstanz“ von Josef Hellmesberger Junior. Besonders nachhaltigen Eindruck hinterließ die blendend aufgelegt spielende Bläserphilharmonie unter Hansjörg Angerers engagierter Leitung in Franz von Suppés Ouvertüre „Leichte Kavallerie“. Zwei volle Stunden hindurch eine in der Summe nicht hoch genug zu schätzende Leistung aller ständig Beteiligter. Großartig und jubelnd bedankt.

Bild: Universität Mozarteum


 

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