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Klarer Fall von abgeschrieben!

STIFTUNG MOZARTEUM / MOZART-HANDSCHRIFT

03/05/11 Es hat eine Köchel-Nummer - KV 291 - ist aber in Wirklichkeit von Michael Haydn: Mozart hat das Fugato in D nur abgeschrieben. Und zwar im Sommer 1783 auf dem Weg von Salzburg (man war auf Verwandtenbesuch) zurück nach Wien.

Von Heidemarie Klabacher

In der Kutsche oder in einem Gasthof - wo genau hat die Forschung noch nicht herausgebracht - hat Mozart die Abschrift angefangen. Er ist genau 45 Takte weit gekommen. "Dann war das Blatt voll, die Tinte feucht - und Mozart hat es so liegen lassen," erklärte der Musikwissenschafter Ulrich Leisinger heute Dienstag (3.5.) bei der Präsentation im Tanzmeistersaal.

Mozart hat auf Notenpapier hat Mozart geschrieben, das in Steyr gekauft wurde. Die Papiermühle dort war wohl nicht auf die Herstellung von Notenpapier für Profis spezialisiert. Die Notenlinien sind nämlich ein wenig unregelmäßig.

Diese 45 Takte füllen ein Doppelblatt, das die Musikwissenschaft an der Nase herumgeführt hat: Alle Welt glaubte nämlich seither, es handle sich um eine Komposition Mozarts. "Mit den Mitteln der damaligen Zeit war es nicht möglich zu erkennen, dass das Werk keine Komposition sondern nur eine Abschrift Mozarts ist." Der Komponist und Musikwissenschafter Simon Sechter hat das Fragment im Jahr 1828 um 250 Tate ergänzt: "In dieser Form wurde das Stück gedruckt und in der ganzen Welt aufgeführt. Es war berühmt, weil alle Welt glaubte, es sei von Mozart". In der Sechter-Fassung gehört das Stück übrigens zum Ur-Bestand der Handschriftensammlung der Stiftung Mozarteum. "Der Witz dabei: "Michael Haydn hat sein eigenes Stück, vollendet - auch nicht schlechter als Mozart/Sechter. Mozart hat schon gewusst, warum er es nach Wien mitgenommen hat", so Ulrich Leisinger. Vielleicht wollte er es in Wien aufführen.

Die Stiftung Mozarteum sei als private Organistation nicht in der Lage, Autographe großer Mozart-Werke zu kaufen. Daher beschränke man sich "auf kleinere Handschriften, die, wie KV 291/MH287 - Geschichten erzählen". Anfang Dezember 2010 hat man das Blatt bei Sotheby's erworben, für umgerechnet 120.000.- Euro. Die Handschrift war zuletzt im Jahre 1846 im Handel. Private Spender haben der Stiftung unter die Arme gegriffen.

Das Symphoniesatz-Fragment ist übrigens kein Einzelfall: Von keinem anderen Komponisten hat Mozart ähnlich viele Abschriften angefertigt wie von Werken Michael Haydns. Ulrich Leisinger: "Mit Mozarts Abschrift des Finales einer Symphonie von Michael Haydn halten wir ein ganz bedeutendes Dokument in Händen, das deutlich macht, dass Mozart auch nach der Übersiedlung nach Wien nicht mit seiner Heimatstadt gebrochen hat. Mozart hat sich immer für das Musikgeschehen in Salzburg interessiert und daraus wichtige Anregungen für sein eigenes Schaffen gezogen.“

Zum Porträt {ln:Professorin, Ritterin und Madame}

 

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