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Ein Traditionschor ist wiedererwacht

MOZARTCHOR SALZBURG

13/06/22 Nach fast drei Jahren Pandemie-bedingter Pause gab der traditionsreiche Mozartchor Salzburg am Sonntag ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Das Konzert in der Itzlinger Pfarrkirche war eine stimmungsvolle Stunde unter dem Motto Barock trifft Romantik. Der neue Chorleiter, Richter Grimbeek, zeigte sich als charismatischer Gestalter.

Von Gottfried Franz Kasparek

Der gebürtige Südafrikaner heißt in der Tat mit Vornamen „Richter“, da seine Mutter eine Bewunderin des legendären Pianisten Svjatoslav Richter gewesen ist. Grimbeek lebt seit 2012 in Österreich, ist Kirchenmusiker und Musikvermittler in Aistersheim in Oberösterreich, leitet die Musikkapelle Meggenhofen und vier Chöre. Er unterrichtet auch Gesang, Klavier und Saxophon. Dem Chorgesang gehört seine große Liebe. Mit klaren Gesten arbeitet er liebevoll und mit Temperament an Details und Ausdruck. Er ist ein Erzmusikant im besten Sinne, der weiß, was er will und dies mit großem Können und Einfühlungsvermögen umsetzt.

Barockmusik traf an diesem Abend wirklich auf Romantik, denn das Magnificat in B für Soli, Chor, Streicher und Basso continuo des neapolitanischen Bach-Zeitgenossen Francesco Durante passt ganz wunderbar zur A-cappella-Motette Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen op. 74/1 von Johannes Brahms. Die kunstvollen polyphonen Gesangslinien, die Durantes sechsteiliges Stück auszeichnen, finden im Werk des Romantikers eine luzide Fortsetzung, bereichert um innige, versponnen meditative Emotionalität. Beides ist schwer zu singen und desto erfreulicher ist, wie gut dies der Mozartchor trotz langer Pause und etlichen personellen Veränderungen kann. Die Soli im Magnificat wurden von Chormitgliedern übernommen und beherzt und schön artikuliert interpretiert. Dazu spielten das Sarastro Ensemble Salzburg, ein Streichquintett mit Kontrabass, bestehend aus geschätzten Leuten aus dem Mozarteumorchester und der Camerata, sowie der Organist Lukas Ferchhumer mit spürbarer Liebe und Aufmerksamkeit.

Im zweiten Teil standen zwei Werke des weithin unterschätzten Josef Gabriel Rheinberger (1839 -1901) auf dem Programm. Der aus Liechtenstein stammende, sehr fruchtbare und vielseitige Komponist ist mit seinen geistlichen Werken, vor allem denen für die Orgel, zwar präsent geblieben, ein wenig auch mit Kammermusik, aber viel bekannter ist er als Münchner Kompositionsprofessor mit prominenten Schülern wie Richard Strauss und Wilhelm Furtwängler geblieben. Das ist schade, denn Rheinberger schrieb ähnlich wie sein fast gleichaltriger Kollege Max Bruch eine zwar nicht den Fortschritt vorantreibende, aber in sich stimmige, in jedem Takt erfühlte, dabei handwerklich meisterhafte und melodisch einprägsame Musik von eigenem, verinnerlichtem Reiz. Sein so wie Durantes Stück besetztes Stabat Mater op. 138 ist nicht derart feinnervig gestrickt wie es Brahms in seinen Chorwerken so gut konnte, sondern von betont liedhaftem Zuschnitt, der sich erst am Ende zu fugiertem Satz verdichtet. Das lyrische Stück greift aber in jedem Takt ans Herz, wenn es so tonschön, intonationssicher und mit Überzeugungskraft musiziert wird wie diesmal von allen Beteiligten. Danach gab es noch Rheinbergers balsamisches Abendlied op. 69/3, bei dem sich der Chor im Kirchenschiff verteilte. Als Zugabe erklang ein berührendes Friedensgebet aus Israel in hebräischer Sprache.

Der Mozartchor sucht noch Mitglieder. Geprobt wird immer donnerstags in der Pfarre St. Paul ab 19 Uhr. Anmeldung zu einer „Schnupperprobe“ – Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bild: www.riedbergchor.at

 

 

 

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