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Mit starker Persönlichkeit

MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE

08/10/18 Die 23-jährige Salzburgerin Julia Hagen debütierte als Solistin unter Leitung von Ivor Bolton mit Dvoraks Zweitem Cellokonzert in der Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters im Großen Festspielhaus.

Von Christiane Keckeis

Bolton beginnt Dvoraks Cellokonzert in gehaltenem Tempo und leitet – immer noch: „sein“ – Mozarteumorchester zu schlankem, elegantem, transparentem Spiel. Die Soli sind durchwegs eine Freude (Horn!), sehr achtsam wird da musiziert. Die Überleitung zum ersten Celloeinsatz schafft dem akustisch der Orchestergewalt unterlegenen Instrument Raum, den Julia Hagen mit gespannter Energie eindrucksvoll nutzt. Die Spannung entlädt sich schließlich am Ende einer Phrase im ersten Drittel des ersten Satzes mit dem kurzfristigen Verlust des Bogens, was die Cellistin ganz souverän meistert, um dann mit der gleichen Energie, aber freier, entspannter weiter zu musizieren.

Jetzt zeigt Julia Hagen alle ihre Qualitäten: Cello und Spielerin werden quasi eins. Die Virtuosität, die Dvorak verlangt, scheint ein Kinderspiel zu sein, die Intonation ist sonnengeflechttauglich und überzeugender als manche von Kollegen mit großem Namen, auch das wohlbekannte ,gelegentlich störende „Genuschel“ bei den schwierigen Stellen unterlässt die junge Cellistin, alles ist hörbar – und das trotz der Größe des Saals. Den zweiten Satz nehmen die Musikzierenden in einem weit langsamerem Tempo als vielleicht gewohnt: unendliche Ruhe verbreitet der einleitende Bläserchor, die das Cello schlicht erzählend, gänzlich unmanieriert übernimmt, mit bewusst eingesetztem Vibrato (oder auch Nicht-Vibrato). Absolut überzeugend auch der dritte Satz mit seiner emotionalen Spannweite. Solche Persönlichkeit erwartet man nicht einer 23-jährigen. Das Debut wurde entsprechend bejubelt. Und Julia Hagen spendierte noch eine anspruchsvolle Zugabe: Leidenschaftlich präsentiert sie den dritten Satz aus der Solosuite für Cello von Gaspar Cassado, in dem bei genauem Hinhören Motive des ersten Satzes vom Dvorak.Konzert wiedererkennbar sind.

Bruckner mochte seine Symphonie d-moll überhaupt nicht, weswegen er sie in seinem Todesjahr als „verworfen, ganz ungültig, annuliert, nur ein Versuch“ kommentierte und mit einer Null übertitelte. Erst 1924, 28 nach Bruckners Tod, wurde das Werk in Klosterneuberg uraufgeführt und findet seitdem immer wieder Orchester, die sich ihrer annehmen. Das Mozarteumorchester bringt sich mit all seinen Qualitäten ein, um dem Werk sein Recht zu geben: kammermusikalisch fast am Anfang, dynamische Extreme nicht scheuend, mit homogenem Streicherklang (besonders schön die Celli), hervorragenden Holz- und imposanten Blechbläsern (ganz Brucknergemäß), gestaltenden Soli. Dennoch lassen sich die Längen der Nullten nicht ganz verhüllen. Und wenn sich der Beginn der Erkältungssaison grade im wunderbar spannungsreich aufgebauten Andante in Hustenkaskaden ausgerechnet ins Pianissimo entlädt, liegt das ganz gewiss nicht an den Musizierenden. Solches ist ärgerlich und nimmt die sorgfältig aufgebaute Stimmung. Schade. Bolton und dem Orchester gelingt es nichtsdestotrotz, die Schönheiten des Werks herauszuarbeiten.

Bild: www.grunau-musikmanagement.eu

 

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