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Zwanzig Jahre jung und romantisch

KULTURVEREINIGUNG / PHILHARMONIE SALZBURG / ELISABETH FUCHS

01/03/18 Zum Auftakt der Feiern war am Mittwoch (28. 2.) im Mozarteum mit Brahms und seinem Mentor Schumann Romantik pur angesagt. Solistisch lieferte der 35jährige russische Pianist Nikolai Tokarev dazu eine absolut persönlich gefärbte Ansicht.

Von Horst Reischenböck

Das Attribut „jung“ wurde schon längst aus dem Namen geschminkt. Ein Blick in die Gesichter der Ausführenden macht aber eindeutig klar, dass das Durchschnittsalter innerhalb der Philharmonie Salzburg immer noch weit unter jenem ihrer Mitbewerber liegt. Das bietet durchaus Vorteile, Ambition wird groß geschrieben. Dementsprechend widmeten sich alle auf dem Podium zu dieser Gelegenheit ihrem selbst gewählten Programm, unbelastet von von traditionellem Ballast.

Schumanns a-Moll-Klavierkonzert op. 54 ist der romantische Prototyp schlechthin. Nach mindestens vier vorangegangenen Anläufen entstand im Überschwang von Schumanns „Sinfonie-Jahr“ 1841 laut Eintragungen in seinem Haushaltbuch“ zwischen 13. und 20. Mai eine monothematische Fantasie. Diesen Einsätzer wollte Gattin Clara jedoch so nicht spielen, und deswegen vervollkommnete Robert vier Jahre später das Werk zur heute bekannten Gestalt mit Intermezzo und abschließendem Rondo. Die Partitur wurde übrigens erst sechs Jahre nach Schumanns Tod gedruckt.

Es ging dem Komponisten bewusst um sinfonische Verzahnung des Soloparts mit dem Orchester, aus und in dem sich das Klavier fast durchgehend integriert und mehrheitlich im Dialog mit etwa den perfekten Holzbläsern der Philharmonie seine Klangfarben einzubringen gehabt hätte. Da hakte es diesmal aber, denn Nikolai Tokarev als Gast schien wenig geneigt, sich einfügen zu wollen. So wie er im Kopfsatz den Steinway eintönig trocken und fast metallisch hart traktierte, konterkarierte er eher die von Elisabeth Fuchs detailliert aufgeschlüsselte Partnerschaft seitens der Philharmonie, der ja eigentliche große Tutti-Passagen mangeln. Das nachfolgende Andantino tönte unter Tokarevs Händen fast gläsern anstatt, wie gefordert, „graziös“. Lediglich das überaus schwungvoll angegangene Finale bot dann offenkundig von ihm gewünscht virtuoses Futter.

Nicht nur Clara Schumann machte das Konzert populär, auch Johannes Brahms spielte es in jungen Jahren. Dessen letzte, vierte Sinfonie in e-Moll op. 98 bildete den zweiten Teil des Abends. Das Stück war einst Brahms' Problemkind, dem selbst wohlwollende Zeitgenossen in Wien beim ersten Hören reserviert begegneten, ja zur Umarbeitung rieten – was er negierte, ihn jedoch davon abhielt, Gedanken an weitere Sinfonien zu verfolgen.

In ihrer Besetzung, die Beethovens Fünfte nur unwesentlich übersteigt, passt sie ideal in den Großen Saal des Mozarteums – und auch für Elisabeth Fuchs' romantisches Empfinden, deren intensive Anweisungen von der Philharmonie Salzburg engagiert befolgt wurden. Angefangen beim elegischen Einstieg der Streicher ins erste Allegro, dann dem prächtigen Hornquartett zu Beginn des Andante, dem Fuchs dann gelegentlich mit Rubato fast schon über Gebühr die Zügel schießen ließ. Geradezu stürmisch ging's durch das nicht extra so bezeichnete Scherzo und die Passacaglia wurde gepanzert durch das Posaunentrio triumphal aufgetürmt. Lieben Sie Brahms? Das stand danach außer Frage und wurde durch zwei seiner Ungarischen Tänze zementiert.

Bild: Philharmonie Salzburg / Erika Mayer

 

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