asdf
 

Ausgeprägte Liebe zum Menuett

CD-KRITIK / AMANDUS IVANSCHIZ

20/06/23 Lange brauchte man in Klosterbibliotheken im Donauraum, in Tschechien, Mähren und der Slowakei nicht zu suchen nach Musik von Amandus Ivanschiz. Freilich sucht heutzutage keiner mehr – außer dem immer neugierigen Geiger Gunar Letzbor, der einige Stücke des komponierenden Paulinermönchs in Lambach ausgegraben hat.

Von Reinhard Kriechbaum

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts muss dieser komponierende Paulinermönch in Musikerkreisen gut bekannt und auch geschätzt gewesen sein, dafür sprechen gut dreihundert Werkabschriften. Rund hundert Werke von Amandus Ivanschiz sind erhalten, Kirchenmusik vor allem, aber auch 22 Sinfonien und allerlei Kammermusik. Gunar Letzbor lugt immer nach Trouvaillen, wenn er in Klöstern seiner oberösterreichischen Heimat unterwegs ist. Im Stift Lambach ist er auf einige Werke von Amandus Ivanschiz gestoßen. Ob die nun Divertimento, Sinfonia, Concertino oder Sonata heißen – es sind frühklassische Stücke, absolut auf der Höhe ihrer Zeit, einprägsam in der melodischen Erfindung, dem Höreindruck nach dankbar für die Ausführenden. Was will man mehr?

Amandus ist der Ordensname, eigentlich hieß der Mönch und Komponist mit Vornamen Matthias Leopold. Am Heiligabend 1727 ist er in Wiener Neustadt getauft worden, er war also fünf Jahre älter als Joseph Haydn, an den man bei Ivanschiz' Musik nicht zu Unrecht spontan denkt. Er war burgenländisch-kroatischer Abstammung. Die Musikausbildung hat der junge Mann vermutlich bei den Wiener Neustädter Zisterziensern erhalten. In deren Archiv finden sich Kompositionen von Wagenseil, Vanhal, und dem Stephansdom-Kapellmeister Georg Reutter – damit ist das stilistische Umfeld auch der Kompositionen von Amandus Ivanschiz abgesteckt.

Als Fünfzehnjähriger ist er in den Paulinerorden eingetreten, 1750, als 23jähriger, wurde er zum Priester geweiht. Er lebte dann ein Gutteil seines weiteren Lebens im Kloster Maria Trost bei Graz, mit einer Unterbrechung zwischen 1751 und 1754, da hatte ihn sein Orden als Sekretär nach Rom entsandt. 1758, erst 31jährig, ist Ivanschiz gestorben. Die Quellenlage ist nicht gut, denn die österreichischen Niederlassungen des Paulinerordens wurden 1786 Opfer der Josephinischen Klosteraufhebungen.

Warum gerade Amandus Ivanschiz und Lambach? Vier Mal war er dort – nicht ungewöhnlich, denn das oberösterreichische Kloster war nicht nur für reisende Mönche ein Übernachtungsort auf der Route zwischen Wien und München. Stichwort Mozarts Lambacher Sinfonie. In Stift Lambach mit seinem reizenden barocken Kloster-Theater waren Künstler gern gesehen, man war dort kunstsinnig. Das brausende Allegro assai, mit dem die Sinfonia ex G anhebt, ist dort sicherlich mit aufmerksamen Ohren rezipiert worden. Zum Streichquartett kommen da noch zwei Hörner. Sonst hat Gunar Letztbor mit seinem Ensemble Streicherstücke ausgewählt, Trio-Besetzungen vor zwei Violinen oder Violine und Viola mit Bass. Oder eben Quartettbesetzung.

Auffallend: Der um melodische Einfälle wohl nie verlegene Amandus Ivanschiz scheint eine besondere Affinität zum Menuett gehabt haben. Trio und Menuett sind umfänglicher als die sie umgebenden Sätze, in der Sonata a 3 in B mit über sechs Minuten sogar deutlich länger als die beiden Rahmensätze zusammen. Der Wirkung dieser trotzdem nicht geschwätzig anmutenden Menuett-Sätze helfen Letzbor und die Ars Antiqua Austria mit kräftigen dynamischen Kontrasten nach. Durchaus reizvolles Musik-Neuland also.

Amandus Ivanschiz: Chamber music at the Abbey of Lambach. Ars Antiqua Austria, Gunar Letzbor (violin) – www.challengerecords.com, www.ars-antiqua-austria.com

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014