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Schaustoff Heimat

FILMFESTIVAL RADSTADT

06/11/12 Von sechzehn Filmen sind zehn zum ersten Mal im Bundesland Salzburg zu sehen: Das Filmfestival Radstadt, das zum elften Mal stattfindet, ist ein ambitioniertes Unternehmen. „Außergewöhnlich ist der urbane Charakter des Festivals“, sagt Elisabeth Schneider vom Kulturkreis „Das Zentrum“.

Aus welchem Stoff muss Heimat beschaffen sein, dass man sie als solche empfindet?  Auch dieses Jahr wird wieder der Begriff „Heimat“ aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. In seinem Film „Stoff der Heimat“, mit dem das Filmfestival Radstadt morgen Mittwoch (7.11.) beginnt, nimmt Regisseur Othmar Schmiderer die Sache beim Wort: Es geht um die Tracht und um die Gedanken jener, die sie tragen. Nicht alle sind politisch proper - aber wer Dirndl,  Lederhose oder Walkjanker trägt, steht natürlich keineswegs unter Generalverdacht, anfällig zu sein für heimat-tümliche Ideologien. Sowohl bei der Uraufführung des Films bei der Viennale als auch bei der Projektion in Graz bei der „Diagonale“ hat Schmiderers differenzierter Blick auf die Tracht für Diskussionen gesorgt.

Wie jedes Jahr soll beim Filmfestival Radstadt viel diskutiert werden. Ob Julian Pölsler, der Marlen Haushofers Roman „Die Wand“ verfilmt hat, kommen kann (er ist gerade bei einem Festival in Indien), ist noch nicht klar. Nicht so weit hat es Richard Rossmann, der mit „Tagaus, tagein“ seine Großmutter, eine Pinzgauer Wirtin, berührend porträtiert hat.

Eine der vielen Salzburger Erstaufführungen ist „Mama Illegal“ von Ed Moschitz. Aurica, Raia und Nata?a, drei Mütter aus einem kleinen moldawischen Dorf. Sie haben sich Schleppern anvertraut um in Österreich und Italien als Putz- oder Pflegehilfen zu arbeiten. Hier führen sie ein Leben im Untergrund - mit einem harten Job, ohne gültige Papiere, schutzlos und ohne medizinische Versorgung - jahrelang getrennt von Kindern und Familien. Alles, was vom im Westen hart erarbeiteten Geld übrig bleibt, schicken sie nach Hause zu ihren Familien.

Die Familie in Matthias Glasners Spielfilm „Gnade“, in dem Birgit Minichmeier eine Hauptrolle spielt, ist legal eingereist, nach Nordeuropa in die tiefste Polarnacht. Die Beziehung des Ehepaars ist mindestens so erkaltet wie das Klima dort.

Filmemacher, die in den nächsten anderthalb Wochen zu Gast sind in Radstadt: Othmar Schmiderer, Richard Rossmann, Alexander Riedel und Karl Saurer. Letzterer hat seinen Dokumentarfilm „Ahimsa – Die Stärke von Gewaltfreiheit“ in einem indischen Dorf gedreht. In jahrzehntelangem gewaltfreiem Kampf haben es diese Leute von der Volksgruppe der Adivasi (Teil der indischen Urbevölkerung) das Recht auf Boden und Wasser erstritten. Gandhis Friedens-Geist schwebte über dem Unternehmen.

Der Deutsche Alexander Riedel hat ein Jahr lang eine bayerische Schulklasse beobachtet, wo „schwierige“, verhaltensauffällige Jugendliche nach Kräften integriert werden: für beide Seiten ein emotional aufwändiges, aber lohnendes Unternehmen.  Der Film „Winternomaden“ (Hiver nomade), in dem es um Schweizer Schafhirten geht, die mit ihren Tieren die Winterweiden suchen, kommt erst Anfang 2013 in die Kinos.

Ein kleiner Schwerpunkt abseits vom Heimat-Thema gilt Menschen mit Behinderung mit den Filmen „Drei Brüder à la carte“ und „Die Kunst sich die Schuhe zu binden“. (Das Zentrum/dpk-krie)

11. Filmfestival Radstadt von 7. bis 10. November im Zeughaus am Turm. - www.daszentrum.at
Bilder: Das Zentrum
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