Tod ist nicht nur traurig
NEU IM KINO / AMOUR FOU, WINTERKARTOFFELKNÖDEL
10/11/14 Unter Beisein von LH Wilfried Haslauer hat am Freitag (7.11.) das Mozartkino seine Wiedereröffnung gefeiert. Während der große Saal für die Hollywood-Komödie „Das grenzt an Liebe“ von Romantik-Experte Rob Reiner reserviert ist, gibt es im historischen Römer Saal mit „Amour Fou“ und „Winterkartoffelknödel“ zwei deutschsprachige Produktionen zu sehen.
Von Christoph Pichler
Als Eröffnungsfilm der Viennale dürfte „Amour Fou“ vor allem deklarierte Cineasten in das traditionsreiche Kino in der Kaigasse locken. Allerdings ist das neue Werk von Jessica Hausner durchaus harte Kost, und das liegt nicht nur an der tragischen Geschichte von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel, von der sich die Österreicherin hat inspirieren lassen. Auf der Suche nach einer Partnerin ist der Dichter auf die junge verheiratete Mutter gestoßen – allerdings schwebt ihm kein gemeinsames Leben, sondern ein gemeinsames Sterben vor. Anfangs von seinem Antrag nicht gerade begeistert, lässt Henriette eine seltsame Krankheit noch einmal ins Grübeln kommen. Doch nun ist Heinrich auf einmal skeptisch, ob sie ihn auch aus den richtigen Gründen in den Tod begleiten will.
Dass hier kein Happy-End zu erwarten ist, dürfte nicht nur Kleist-Kennern klar sein. Jessica Hausner pflastert den Weg in den doppelten Selbstmord mit kalten, klar kadrierten Einstellungen ohne große Bewegungs- oder emotionale Energie. So gleitet das Paar vor dem Hintergrund hässlicher Tapeten, langatmiger Liederabende und politischer Umbrüche langsam dem gemeinsamen Untergang entgegen, wobei sich Christian Friedel als Heinrich und Birte Schnöink als Henriette kunstfertig der trüben Grundstimmung ergeben.
Leichter bekömmliche Kost sind da die „Winterkartoffelknödel“ von Regisseur Ed Herzog. Und das liegt nicht nur an den vielen lebenslustigen Gestalten, die die zweite Verfilmung eines Provinzkrimis von Rita Falk bevölkern. Eben noch zur Verkehrsregelung verbannt, findet sich Dorfgendarm Franz Eberhofer vor einer grausigen Unfallszene wieder. Der älteste Neuhofer-Sohn ist von einem Container erschlagen oder besser zermalmt worden. Nur kurz zuvor war bereits sein Vater an einem Stromschlag gestorben – und das als erfahrener Elektroinstallateur. Als dann auch noch die Mutter erhängt aufgefunden wird und der verbliebene Sohn in einem neuen Flitzer auftaucht, erhärtet sich der Verdacht, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Dass gleichzeitig eine „Femme fatale“ den Dorfherren und insbesondere Eberhofer den Kopf verdreht, macht die Ermittlungen nicht leichter.
Für alle Besucher des „Dampfnudelblues“ ist der zweite Eberhofer-Krimi ein Treffen mit lauter alten Bekannten. Sebastian Bezzel als Dorfgendarm und Simon Schwarz als sein Freund Rudi Birkenberger führen wieder die Ermittlungen durch, Daniel Christensen als liebestoller Installateur Flötzinger und Eisi Gulp als kiffender Vater erweisen sich dabei als ebenso hinderlich wie Jeanette Hain als undurchsichtige Verführerin. Neben dem spielfreudigen Ensemble begeistern vor allem die flotte Regie, die frechen Schnitte und die vielen liebevollen Details. Da kann selbst ein kurzer Überraschungsauftritt von Dirk Stermann als windiger Öl-Manager nicht mithalten.