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Kämpferische Töne aus einem toten Kino

HINTERGRUND / KINO

22/08/14 Vor ziemlich genau einem Jahr, am 29. August 2013, hat das Mozartkino zugesperrt. Daran erinnern dessen ehemalige Betreiber in einem Offenen Brief, gezeichnet mit „Familie Kurt Giebisch und Alexander Krammer“. Das Schreiben mit etwas eigenartigem Inhalt ist eine recht deftige Attacke auf „Das Kino“.

Von Reinhard Kriechbaum

„Durch die Einführung der digitalen Filme haben wir keine 35mm Kopien mehr bekommen“, schreiben Giebisch und Krammer, deren Kinosäle in der Kaigasse derzeit leer stehen. „Eine bisher jährliche Subvention durch die Landesregierung von 14.600 Euro für Prädikatisierte Filme wurde rückwirkend, angeblich wegen der Finanzkrise, gestrichen.“ Auf der anderen Seite bekomme das Filmkulturzentrum jährliche Subventionen von ca. 240.000 Euro von Bund, Stadt, Land, „und auch die Digitalisierung – Kostenpunkt ca. 120.000 Euro – wurde schon 2011 bezahlt.“ Allein die Stadt Salzburg habe „nur für das Jahr 2012 117.000 Euro überwiesen“.

Solche Subventionen nennen die ehemaligen Betreiber des Mozartkinos „eine Wettbewerbsverzerrung und eine Verschwendung der Steuergelder im großen Stil“. Das Filmkulturzentrum spiele „teilweise die gleichen Filme, derzeit zwei Filme, wie die kommerziellen Kinos“.

„Wir selbst mussten lange Zeit 20 Prozent Vergnügungsteuer an die Stadt und 20 Prozent Kriegsopferabgabensteuer an das Land bezahlen“, ergänzen Giebisch und Krammer. Sie beklagen, dass – bevor „Das Kino“ entstanden ist – das Mozartkino „das Premieren-Kino, ein kultureller Mittelpunkt ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand“ gewesen sei.

Michael Bilic, Leiter des Filmkulturzentrums, lässt das so nicht stehen. „Wir spielen im Jahr zwischen 200 und 260 Filme“, erklärt er auf Nachfrage des DrehPunktKultur, „zirka neunzig Prozent der Filme laufen nur bei uns“. Bilic betont obendrein, dass jene Filme, die anderswo parallel laufen, im „Kino“ immer in der Originalfassung, größtenteils mit deutschen Untertiteln, gespielt würden, in den anderen Kinos hingegen in der deutschen Synchronfassung. Es gibt ja nur mehr ein Kino auf Stadtgebiet, das Cineplexx City. „Das Cineplexx Airport zählt ja zum Land Salzburg.“

Die von Giebisch und Krammer angegebene Summe der Subventionen stimme nicht ganz: „Wir erhalten von der Stadt Salzburg und vom Land für den laufenden Betrieb je 90.000 Euro, vom Bund (bmukk) 35.000 Euro, also insgesamt 215.000 Euro. Davon mache die Miete (der Pachtzins) 95.000 Euro aus. „Alle außergewöhnlichen Aktivitäten, die wir machen, werden mit den verbleibenden 120.000 Euro finanziert.

Bilic verweist auf die Eigenwirtschaftlichkeit des Filmkulturzentrums von 87 Prozent und er betont: „Es ist auch unsere Aufgabe die Salzburger Filmemacherinnen und Filmemacher zu präsentieren. Das geschehe nicht nach kommerziellen Gesichtspunkten, ebenso die thematische Zusammenarbeit mit Einrichtungen wie dem Friedensbüro, Apropos, Südwind (entwicklunspolitische Filme), Amnesty International oder die Präsentation von Psychatrie-Filmen.

Bilic weist darauf hin, dass die Subventionen mithin nicht für „gut gehende Filme“ eingesetzt werden, sondern für die speziellen Programme wie das Bergfilmfestival, das Lateinamerika-Festival, Literatur und Film, Stummfilme mit Klavier, Retorspektiven, den Filmclub Politik und Film, sowie cineastische und historische Filmreihen. „Dazu gehört natürlich auch die Einladung von Gästen, Regisseuren, Schauspielern und Fachleuten für
die Diskussionen.“ Eingeschlossen seien auch die Erstellung des gedruckten Monatsprogrammes und diverser Broschüren, Recherche und die Konzeption von Filmreihen.

„Was die Steuerbelastung betrifft sind wir genauso wie alle anderen steuerpflichtig und haben, so lange es die Vergnügungssteuer gab, auch diese an die Stadt bezahlt“, betont Giebisch. Es habe keinerlei Befreiungen gegeben. „Übrigens: Die Prämie für prädikatisierte Filme, laut Giebisch 14.600 Euro pro Jahr, haben wir nicht bekommen – diese haben nur die kommerziellen Kinos erhalten.“

„Wir werden aber weiter kämpfen um das Mozartkino wieder aufsperren zu können“, kündigen Giebisch und Krammer auf der anderen Seite der Salzach Mehr Kinos in der Stadt wären freilich gefragt. Ob der Ausritt aufs (einzige) Programmkino angebracht ist, ist freilich die Frage.

 

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