asdf
 

Das Glück muss einfach überkochen!

HINTERGRUND / KALENDER DER RELIGIONEN

10/01/11 Wehklagen über den Hammel, den muslimische Nachbarn angeblich schächten - das überlassen wir gerne dem Zeitungs-Boulevard. Es gibt viele Feste anderer Religionen, die genauer zu kennen in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft sich lohnte. Schon mal etwas von Pongal oder Saraswathi Puja gehört?

Von Reinhard Kriechbaum

In der Sprache der Tamilen (in Südindien und Sri Lanka) heißt "Pongal" überkochen, und diesen Namen haben sie ihrem Erntedankfest gegeben. Überkochen muss nämlich der Reis, der mit Milch und Sirup der frischen Zuckerrohr-Ernte zugestellt wird. Um Glück, Wohlstand und Überfluss anzuzeigen, muss das Essen unbedingt überkochen. Jeder wartet gespannt auf diesen Augenblick und man ruft sich fröhlich zu: „Pongal! Pongal!“. Später besucht man Verwandte und Freunde, beschenkt sich gegenseitig mit Süßigkeiten und tauscht Festtags-Grüße aus.

Der Pongal steht übermorgen, Donnerstag (12.1.), im neuen "Kalender der Religionen" verzeichnet. Er kann auf der Website der Salzburger Volkskultur online angesehen und ausgedruckt werden, als Jahresübersicht oder als Timer mit Monatsblättern. Natürlich sind auch die österreichischen Feiertage angeführt, alle österreichischen Landespatrone und viele in der Bevölkerung beliebte überlieferte Termine im christlichen Brauchtumskalender.

"Im neuen Online-Kalender finden die Salzburgerinnen und Salzburger die Hauptfeste von dreizehn Religionen so, wie sie im Bundesland Salzburg gefeiert werden", so Volkskulturreferentin Tina Widmann.

Bei der Religionsauswahl hat sich das Referat Volkskultur des Landes an der bisher letzten österreichischen Volkszählung von 2001 und den Anpassungswerten für Salzburg von 2008 orientiert. "In dem Kalender listen wir all jene in Österreich gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften auf, deren Mitglieder im Bundesland Salzburg mehr als 0,01 Prozent der Bevölkerung ausmachen", so Prof. Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Leiterin des Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde.

Logischerweise spielt Religion bei Integrationsdiskussionen eine gewichtige Rolle. Warum also nicht die Festkultur anderer Religionen kennen lernen? "Dieser Kalender soll einen Schritt hin zur respektvoll gelebten Vielfalt darstellen", hofft Landesrätin Tina Widmann. Im Laufe des Jahres 2012 soll der Kalender nach und nach um erläuternde Texte zu den Festen ergänzt werden, die dann beispielsweise auch für den Unterricht genutzt werden können.

Manches mutet exotisch an. Für den Jänner steht (am 28.) mit Saraswathi Puja ein weiteres Fest aus dem Festkreis der Hinduistischen Religionsgesellschaft im "Kalender der Religionen": Saraswati ist eine äußerst populäre Göttin, zuständig für Weisheit und Gelehrsamkeit. An der Vina, einem Lauten-Instrument mit langem Hals, ist sie leicht zu identifizieren.

Wenige Tage zuvor - heuer am 23. Jänner - feiern die Buddhisten in China und Vietnam ihr Neujahrsfest. Wer darüber Genaueres wissen möchte (und falls die entsprechende Hintergrundinformation zum Fest dann noch immer nicht online sein sollte), könnte auch ins Spielzeugmuseum gehen und sich schlau machen. Dort sind in einer Sonderschau derzeit nicht nur "Stofftiger und Mondhasen" zu sehen, sondern auch alle möglichen Varianten von Drachen.Sie nehmen als Glückstiere natürlich auch beim chinesischen Neujahrsfest hohen Stellenwert ein.

Der Kalender der Religionen soll nicht zuletzt die Scheu vor Begegnungen nehmen. "Anderen Religionen ohne Argwohn zu begegnen, hat nichts mit einer Vernachlässigung oder gar Abkehr von unserem abendländischen Christentum zu tun. Ganz im Gegenteil, wer sich seiner Wurzeln bewusst ist, hat keine Angst vor dem Anderen und kann sich der Vielfalt erfreuen", betonte die für Integration zuständige Landesrätin Tina Widmann. "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut, das auch im Christentum Jahrhunderte lang schmerzlich erkämpft werden musste, dies gilt es zu schützen und zu behüten."

Der Kalender der Religionen - www.salzburgervolkskultur.at
Bilder: Wikimedia Commons/Ben Israel (1); Wikimedia Commons/www.museumsyndicate.comn (1); Salzburg Museum/Laub (1)

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014