„Mir fehlen, ihn zu malen, die Worte!“
FESTSPIELE / JEDERMANN
20/07/14 Diesen Satz sagt einmal der Teufel. Keine andere Formulierung umschreibt passender die Inszenierung des „Jedermann“ von Brian Mertes und Julian Crouch. Sie geht heuer in die zweite Saison. Premiere war am Samstag (19.7.) zu später Stunde.
Von Oliwia Blender
Es stellt sich ein kulinarischer Theatergenuss ein, ausgelöst von schillernd bunten Bildern: Überdimensionale Puppen, Maskenverkleidungen, laufende Bäume und Tiere sowie musikalische Elemente der traditionellen Balkanvolksmusik (ver)führen die Zuschauer auf dem nächtlichen Domplatz in eine Traumwelt. Ein ästhetisches Konzept, welches keinen geringeren Anspruch hat, als einen respektvollen Mix aus traditionellen Originalzitaten und frischen Impulsen zu vollführen, mit dem erfolgreichen Ziel Generationen-übergreifend zu beeindrucken.
Diese Entdeckungsreise von Tod und Glaube, ein Spagat aus Tragödie und Komödie, in dem der Humor stark hervortritt, lebt von der Dynamik auf und neben der Bühne. Kein Auftritt und kein Abgang ohne Tusch!
So feiert und spielt vor uns ein buntes Volk aus Fabelwesen und grotesken Gestalten – ohne aber dem eigentlichen Exempel, dem Jedermann (Cornelius Obonya) und seiner misslichen und vergänglichen Lebenslage, die Ernsthaftigkeit und Überzeugungskraft zu rauben. Vielmehr erlebt man als Zuschauer einen das Bewusstsein erweiternden Einblick in das Transzendente, wenn man sich auf dessen Realität einlässt, auf die der Puppen, Schatten, die Domglocken und die Jedermann-Rufe.
Behilflich dabei sind beispielsweise „Der Tod“ (Peter Lohmeyer). Nicht etwa als Henker und in schwarz, sondern ganz ungewohnt groß und weiß in hohen Schuhen, hager und geschmückt mit Leichenblässe zieht er den Blick in all dem Trubel immer wieder auf sich. Die Buhlschaft (Brigitte Hobmeier) versprüht eine jugendliche Leichtigkeit und Leidenschaft, radelt und tanzt und mimt im roten Kleid die Verführerin. Auch der Teufel (Simon Schwarz) klettert zum Ende hin waghalsig zum Glauben (Hans Peter Hallwachs) und es entsteht ein beeindruckendes Bild vor dem Domeingang.
Aber aufzählen müsste man hier wohl jeden Einzelnen, wollte man die Stimmung und das Kribbeln in der Luft wirklich konkret weitergebenJede Figur wirkt da ja wie ein eigenständig gedachtes Kunst-Werk, oft in experimenteller Ausformung. Da müsste man also erzählen, wie Mammon (Jürgen Tarrach) aus einer riesen Puppe schlüpft, man müsste das ungleiche und lustige Paar der Vetter“ (Hannes Flaschberger und Stephan Kreiss) beschreiben und Jedermanns „Gute Werke“ (Sarah Viktoria Frick), die anfangs in einem kleinen Puppenkörper gefangen sind. All diesen Figuren merkt man eine detailverliebte Interpretation an. Gemeinsam mit dem Musikensemble wird ein Gesamtkunstwerk kreiert, dass dem Publikum einen lebendigen und aufregenden Abend schenkt.
Aufführungen bis 29. August - www.salzburgerfestspiele.at