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LANDESTHEATER / LA GAZETTA

21/01/19 Vor dem imposanten Hotel „L'Aquila“ regt sich mit Tagesanbruch das lokale Leben: Madame La Rose aus dem Modegeschäft „La Bella Figura“ erscheint. Tommasi und Antonuccio von der Trattoria „Stella d' Oro“ nehmen auf der Piazza ihren ersten Espresso. Der weitgereiste Alberto tritt schüchtern und der reiche Pomponio großspurig auf. Alle warten begierig auf den Zeitungsboy und die druckfrische „La Gazzetta“.

Von Elisabeth Aumiller

Wir befinden uns am Schauplatz einer wenig bekannten Oper von Gioachino Rossini. Und doch kennt jeder die Motive und Melodien der Ouvertüre zum bunten Treiben auf der Piazza: Rossini hat sie ja auch später in La Cenerentola wieder verwendet. Und immer wieder erreichen solch vertraute Themen das Ohr. Rossini hat zahlreiche Eigenzitate aus früheren Opern in La Gazetta eingebaut. Ebenso hat er in späteren Werken Anleihen bei der Zeitung genommen. Die Rezitative soll Rossini einem Mitarbeiter zur Vertonung überlassen haben, schließlich war der in Pesaro Gebürtige im neapolitanischen Dialekt des Textbuchs von Giuseppe Palomba nicht ganz zuhause. Die Musik jedenfalls schnurrt in flotter Motorik. Und es gibt vorzügliche „originale“ Arien und Ensembles. Trotzdem wird La Gazzetta das Aschenbrödel unter Rossinis Buffo-Opern genannt. Ein großer Teil der Musik des ersten Aktes war verschollen, tauchte überraschend 2012 auf und ging 2013 erstmals wieder über die Bühne

Heirat per Zeitungsanzeige! Pomponio will für die Heirat seiner Tochter Lisetta selbst die Hand im Spiel haben und preist in der Anzeige großsprecherisch die Vorzüge Lisettas. Ist es anno 2019 schick und selbstverständlich, dass sich Paare im Internet finden, war 1816 der Wirbel ob solchen ungebührlichen Vorgehens groß.

Ein heiteres Verwirr- und Verwechslungsspiel entzündet sich. Lisetta liebt nämlich Filippo, den Wirt des Hotels und wird von diesem geliebt. Alberto verliebt sich in Doralice, die auch mit dem Vater im Gasthof abgestiegen ist, hält sie aber für Lisetta. Drei verschiedene Plan-Strategien sind nötig, bis endlich die richtigen Paare zusammenfinden. Vorlage ist die Komödie Il matrimonio per concorso von Carlo Goldoni, dem „italienischen Moliére“.

Alexandra Liedtke landet mit ihrer Regie einen fulminanten Treffer an szenischer Komödiantik. Sie inszeniert eine erheiternde Fülle beschwingter Persiflagen, Parodien, Witze und Derbheiten. Das großteils hauseigene Ensemble gibt ergötzliche Komödianten, die die fordernden Gesangs- und Spielleistungen als temporeiches perpetuum mobile abrollen. Szenerie und Kostüme von Johanna Lakner sind in einer Farbe gehalten, die an vergilbtes Zeitungspapier erinnert. Farbig bunt wird es nur am fröhlichen Ende beim Maskenfest mit Konfetti und Luftschlangen.

Tamara Ivaniš ist die gewiefte Lisetta, die mal kratzbürstig und dann wieder gefühlvoll zart ihren klaren Sopran leuchten lässt und mit bravourös gestochenen Koloraturen punktet. Auch die Doralice von Katie Coventry singt prächtig mit warmem beweglichen Mezzo. George Humphreys Filippo entpuppt sich als witzig persiflierender Schauspieler, bringt seinen Bariton klangvoll in die Ensembles ein, ist auch in den Arien wohltönend präsent. Zentraler Erzkomödiant ist der Don Pomponio von Sergio Foresti, geschickt im wortreichen und dialektal gefärbten Parlando und klangpompös im ariosen Stimmeinsatz. In schüchterner Unbeholfenheit mimt Nico Darmanin den Alberto mit witzigem Applomb und steigert sich mit tänzerischer Beweglichkeit komödiantisch in die Rolle hinein. Gesanglich glänzt er mit lyrischer Farbe seines virtuos beweglichem Tenors mit Leichtigkeit in den Höhen. Frances Pappas gibt eine forsche Madame La Rose. Anselmo und Monsù Traversen sind bei Michael Schober und Raimundas Juzuitis gut aufgehoben. Der Tänzer Máté Asbóth ist der begehrte Zeitungsboy, der am Ende als Amor aus luftiger Höhe seine Pfeile  abschießt.

Das Mozarteumorchester unter der Leitung von Robin Davis spielt feinsten Rossini in frischen Tempi flotter Motorik mit allerlei exzellenten Soli garniert, farbenreich und ausgefeilt changierend.

La Gazetta - Aufführungen bis 17. April - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT / Anna-Maria Löffelberger

 

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