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Fang den Buchstabenfresser!

LANDESTHEATER / HAPPS UND WEG

18/04/24 Nicht nur Kochbücher haben mit Essen zu tun. Manch einer „verschlingt“ ja Bücher. Lassen Löcher in Büchern auf hungrige Bücherwürmer schließen? Happs und Weg! ist ein Kinderstück von Angela Beyerlein und Anna Lukasser-Weitlaner. Es hatte heute Donnerstag (18.4.) am Vormittag im Probenzentrum Aigen Premiere.

Von Reinhard Kriechbaum

Es ist ein dramatischer Kriminalfall, denn da ist offenkundig kein langsamer Bücherwurm am Werk sondern ein rechter Bücher-Schänder, dem Buchstaben und Wörter sonder Zahl zum Opfer fallen. Und es sind nicht bloß Löcher im Papier! Die Geschichten selbst scheinen durcheinander zu geraten. Heidi zum Beispiel kommt ans Meer und findet ohne Hilfe gar nicht mehr heim in die Schweizer Bergwelt. Sie hat sich nämlich ausgerechnet mit diesem Buch- und Buchstabenfresser angefreundet. Immerhin erfahren wir von ihr, dass er gar kein unguter Kerl zu sein scheint. Aber dass Pippi Langstrumpf plötzlich brav zur Schule geht – diese Story-Klitterung muss man ihm schon wirklich übel nehmen. Die Sache mit Rotkäppchen ist auch eher dramatisch. Ein blökender Wolf im Schafspelz, der Gemüsesuppe frisst? Eine kurze Familienaufstellung mit Zeichenstiften bringt die Grimm'sche Geschichte wieder einigermaßen ins Lot.

Jedenfalls ist Inspektor Balduin Balthasar Benedikt Livre gefragt und gefordert. Er stellt sich als „Meisterdetektiv und Verwandlungskünstler“ vor. Ein bisserl chaotisch wirkt er, der sich offenbar so wie besagter Pseudo-Wolf fleischlos ernährt. Eine Karotte hat er immer bei der Hand. Wenn er schimpft, ruft er „Oh du grüne Pastinake“ oder „Ach du heiliger Sch... Schnittlauch“. Gut jedenfalls, dass es bei der Uraufführung junge Zuseherinnen und Zuseher in ausreichender Zahl im Saal gegeben hat – das junge Publikum ist gut eingebunden in die höchst kreativ und abwechslungsreich erdachte Geschichte und darf mithelfen, den Fall zu lösen.

Genaueres verraten wir hier nicht, nur so viel: Der kecke Buchstabendieb gehört eigentlich in die Natur. Eine Buche mit ausreichend Blattwerk wäre seine angestammte Heimat. Aber der Baum wurde gefällt, und so ist der Übeltäter statt auf der Buche in den Büchern gelandet und frisst sich durch durchs bedruckte Papier. Ein ökologischer Notfall offensichtlich, aber das wird in der Story nicht breitgetreten.

Wie bereits bei der Produktion Die Sprache des Wassers zeichnet Anna Lukasser-Weitlaner, Leiterin der Sparte Junges Land, sowohl für Regie, als auch für Bühne und Kostüm verantwortlich. Ihre Ko-Autorin Angela Beyerlein war die Vorgängerin als Leiterin der Jugendsparte von 2016 bis 2021. Happs und Weg! ist ein Einpersonenstück, aber dieser eine – Martin Trippensee – muss sich verausgaben für mindestens fünf. Das junge Publikum reagiert darauf begeistert. Was ein ordentlicher Detektiv ist (wenn auch einer mit ausgeprägtem Hyperaktivitätssyndrom), darf keine Spuren verwischen. Da braucht es Handschuhe. „Gartenhandschuhe“, merkte ein Knirps kritisch an. Die fintenreiche Geschichte könnte, wenn auch in den Folgevorstellungen die Kinder so animiert mittun und mitdenken, manch unerwartete Wendung nehmen. Martin Trippensee wird am Ende der Aufführungsserie einiges zu erzählen haben.

Aufführungen bis 12. Mai im Probenhaus Aigen – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Salzburger Landestheater / Christian Krautzberger

 

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