23/12/19 Einen Tag vor Heiligabend darf man schon auf ein Bildchen hinweisen, das in der Albrecht Dürer gewidmeten Ausstellung in der Wiener Albertina natürlich nicht im Zentrum steht: ein pastelliger Jesusknabe, gerade handspannengroß. Das braune Ding, das der goldlockige Knabe in Händen hält, ist kein Fetzenlaberl, sondern die Weltkugel.
23/12/19 Die Genossen bei einer Sitzung belauschen und die Aufnahme dem „Feind“ oder den „Medien“ zuspielen? Dem Chef-Genossen – selbst wenn dieser eine Genossin ist – mit dem Messer in den Rücken fallen? Josef, der letzte aufrechte Rote, hat das alles nicht mehr erleben müssen. Er hätte es ohnehin nicht glauben können, Freidenker, der er war.
20/12/19 Es geht bergab mit dem jungen Mann, steil bergab. Während er die Hochhaus-Fassade entlang talwärts saust und die Sekunden bis zum Aufschlag zählt, sagt er mit glücklicher Miene: So far so good. Bisher ist alles gut gegangen. Muss überhaupt jeder Absturz mit dem Schlimmsten enden? Wie oft schon ist das Ende der Welt angesagt gewesen – doch hurra, wir leben noch!
17/12/19 Ein zufällig hingeworfenes Wort aus dem Publikum? „Lotosblume“, sagt die Dame spontan. „Stark duften“ ist eine nahe liegende Assoziation. An diesem Abend verbreitet diese Büte ein so betörendes Aroma, dass – noch so eine Idee eines Premierengastes – einer „den Dampfkochtopf vergisst“.
13/12/19 Ein junger Peer Gynt, einer in der Mitte des Lebens und schließlich der Alte – drei Peer Gynt-Darsteller wären so originell nicht. Aber wie viele Peers brauchte es wirklich, nähme man diesen Egomanen beim Wort, wie er um „er selbst“ zu sein so aberwitzig irrlichtert und spintisiert: ein Dutzend vielleicht?
10/12/19 Mit dem Opern-Auftrag an Olga Neuwirth stößt der scheidende Direktor Dominique Meyer wieder in jene Liga vor, in der ein Haus wie die Wiener Staatsoper ständig spielen müsste. Olga Neuwirths Orlando ist ein alle Sinne forderndes und die Gattung sprengendes Spektakel.
03/12/19 Solange Menschen einander Tiernamen an den Kopf werfen oder den Vogel zeigen, hat die Fabel als literarische Form nicht ausgedient. Und wenn dann erst so drollige Vögel sich versammeln wie in Caren Jeß' Bookpink!
19/11/19 Cinderella träumt – weniger vom Heiraten, als vom Tanzen! Cinderella will trainieren, will eine berühmte Ballerina werden, wie die verstorbene Mutter. Der Vater hat wohl eine Ballettschule. Aber die dominante Stiefmutter, eine brutale Ballettlehrerin russischen Schlags, will keine Konkurrenz für ihre beiden Töchter – und verbietet der talentierten Cinderella das Tanzen.