24/12/21 Ein markiger Hahnenschrei am Beginn der Ouvertüre und auch sonst kräht und gackert es in der Partitur von Jaromir Weinbergers Oper Schwanda, der Dudelsackpfeifer. Dessen ungeachtet kräht heute kein Mensch mehr nach dieser Oper, die nach ihrer Uraufführung 1927 ein großer Erfolg war.
21/12/21 Musik schön. Regie verbockt. Die Perlenfischer von Georges Bizet ärgern eigentlich mit ihrem misogynen Libretto. Kommt dazu eine Szene aus der Klamottenkiste, wird es beinahe unerträglich. Ein brillantes Solisten-Quartett und wohl dosierte Opulenz aus dem Orchestergraben bescheren in Graz immerhin einen musikalisch ertragreichen Opernabend.
06/12/21 Orgiastischer Farbrausch. Starrender Fels. Flirrender Freiflug im Continuo. Romantische Tatkraft im Tutti: Zwei Jahrhundert-Don Giovannis in einem halben Jahr – Salzburger Festspiele und Wiener Staatsoper – zeigen beeindruckend, dass der Verführer, Spötter, Macho oder Wüstling von Sevilla viel mehr ist, als nur der nächste Kandidat vor dem #MeToo-Tribunal.
01/12/21 One apple a day keeps the doctor away... Vielleicht. Tatsache ist: Kein anderes Obst hat der Menschheit soviel Schererei gemacht. Adam und Eva – und damit uns alle – hat unzeitiger Konsum von Malus domestica das Paradies gekostet. Ein goldender Apfel zur falschen Zeit am falschen Ort einer Dame überreicht – es konnte nur die falsche sein – hat den Trojanischen Krieg ausgelöst...
26/11/21 Seit sechzehn Jahren gibt es im MAK Wien eine Jahresausstellung 100 beste Plakate. Die hat zwar derzeit zu, wie alles – aber sie ist ohnedies bis 6. März geplant. Die Zeichen stehen also gut, dass sie ihr Publikum findet. Auch ein Salzburger Beitrag wurde diesmal ausgewählt.
11/11/21 In ihrer Welt kennt sie sich aus, die 36jährige Caren Jeß, weil sie gut beobachtet. Nicht von ungefähr ist die Ur-Inszenierung ihres Stücks Bookpink (im Schauspielhaus Graz) im Vorjahr für den Mühlheimer Dramatikerpreis nominiert worden. Jetzt als Uraufführung: Eleos. Eine Empörung in 36 Miniaturen.
22/10/21 Vielleicht gehören die Chat-Verläufe unserer Politiker einfach gesungen. Vielleicht klärt sich dann so manches... Wien Modern bringt jedenfalls von 30. Oktober bis 30. November 120 Veranstaltungen in elf Wiener Gemeindebezirken. Unter dem Motto Mach doch einfach was du willst verspricht die 34. Festival-Ausgabe „hemmungslos subjektive Neuproduktionen eigenwilliger Charakterköpfe“.
18/10/21 Viel Zeit ist vergangen, seit Karl Merkatz den Bockerer im fernsehen gegeben hat und dies eine Aufführungswelle auch im Theater ausgelöst hat, die freilich längst abgeebbt ist. Viel Vergangenheit ist unterdessen aufgearbeitet. Der Bockerer steht im Theater in der Josefstadt eigentlich ganz neu auf dem Prüfstand.