Aussteigen aus der erklärbaren Welt
GALERIE EBORAN / LAND IN SICHT
03/06/11 Die Hand gleitet frei über das Blatt, schafft Linien. Sie verdichten sich zu Zentren, die auseinanderdriften, sich erneut verdichten. Ohne Ende ohne Anfang bleiben sie geheimnisvoll. „Land in Sicht“ von Erich Gruber in der Galerie Eboran.
Von Ulrike Guggenberger
Erich Grubers Zeichnungen schaffen eine feine, zurückhaltende Atmosphäre im Raum. An den Wänden eine Reihe gleicher Formate. Die einzelnen Blätter sind übersät mit kurzen wie mit lang gezogenen Strichen, vereinzelt finden sich Punkte – das erzeugt gleichsam einen Schwebezustand. Klarheit und Exaktheit in der Anordnung, Freiraum, Bewegung in den Zeichnungen, explodierend und zugleich gerichtet.
Erich Gruber ist 1971 geboren, er lebt und arbeitet in Salzburg. Man weiß nicht, auf welche Weise, in welcher Verfassung des Künstlers die Zeichnungen entstehen. Man stellt sich Fragen, interpretiert ihre Erscheinung und spürt schließlich: Es braucht keine Erklärung, die Arbeiten genügen sich in ihrer Präsenz.
Im Vertiefen meint man mitunter Körperfragmente wahrzunehmen, Strukturen assoziieren kosmische wie auch erdgebundene materielle Gebilde und Gefüge. Erich Grubers Zeichnungen erinnern an Momente von Selbstvergessenheit wie auch an Ursprung und Anfang der Schöpfung.
Die Geschichte der Zeichnung reicht weit zurück in die Geschichte der Menschheit. Sie ist eng verknüpft mit der Entwicklung des Menschen zur Fähigkeit des abstrakten Denkens. Schon immer verständigt sich der Mensch über Zeichen, sie münden in Schriftzeichen, die in der Zeichnung grundgelegt sind. Keine akademische Ausbildung ohne Zeichnung. Die Linie per se kommt in der Natur nicht vor. Der Mensch aber, in seinem steten Drang nach der visuellen Aneignung seiner Umgebung, kommt ohne das Hilfsmittel der Linie nicht aus. Erich Grubers Zeichnungen helfen beim Aussteigen aus der erklärbaren Welt.
