Wie sie hüpfen und springen
INITIATIVE ARCHITEKTUR / TOM BEYR / URBAN SYMBIOSIS
19/05/11 Sogar eine schäbige Betonmauer irgendwo in Lehen kann Charme entwickeln, wenn ein Skateboarder auf ihr zur punktgenauen Landung ansetzt. Ein Lichtblick also: Auch graue Architektur kann sich der Mensch nutzbar machen.
Von Reinhard Kriechbaum
"Die Stadt wird im Moment ihrer spielerischen Eroberung aus ihrer phantasielosen Tristesse befreit", heißt es in einem der Texte zu Tom Beyrs Fotoausstellung im Präsentationsraum der Initiative Architektur im Künstlerhaus. Mitten im Ausstellungsraum ist eine Halfpipe aufgebaut - und genau darum geht es auch in dem Fotoprojekt des Absolventen der Fachhochschule Salzburg (Studiengang Multimedia Art): Im Rahmen seiner Diplomarbeit hat er sich mit der sportiven Nutzung des urbanen Lebensraumes befasst.
Stellen Architekten ihrer "Kundschaft", also den Bewohnern der Stadt Salzburg, tatsächlich lebbare, gar lebenswerte Umfelder zur Verfügung? Würde man all die Ecken und Plätze einfach so fotografieren - man würde die Frage klipp und klar mit einem "Nein" beantworten. In seinem Fotoprojekt „Urban Symbiosis“ zeigt Tom Beyr aber, dass die (Beton-)Wüste lebt. Er zeigt Salzburger Skateboarder im Vollkörpereinsatz beim Umgang mit ihrer urbanen Umwelt. "Gleichsam 'kollaterale', nie geplante Nutzungsformen zeitgenössischer Architektur treten zutage - und es erhebt sich auch die Frage nach den Spielregeln im öffentlichen Raum. Darf man auf der Dachkonstruktion des Europark skateboarden, in absturzgefährdeter Höhe? War es im vorigen Sommer statthaft, Bernard Venets bogenförmige Riesen-Metallskulpturen am Krauthühel als Halfpipes zu nutzen?
Das letzte Wort über das Verhältnis von Architektur und Jugendkultur ist noch nicht gesprochen - oder der Dialog noch gar nicht so richtig in Gang gesetzt.
Wie kommt Tom Beyr, 33 Jahre alt, eigentlich aufs Skateboarden? Nicht zufällig, er war und ist in dieser Sportart selbst aktiv und gehört der "Szene" also an. Da lag eine Sensibilisierung für eine sport-freundliche Umwelt nahe. " In den geordneten Bahnen der Straßen und Gehwege unserer Metropolen, verschwindet zunehmend die Ausdruckskraft des menschlichen Körpers", erklärt Beyr. Skateboarding sei "auch als eine Bewegungskultur zu verstehen. Es wird zur Kunst sich in der Anonymität der Großstadt anders zu bewegen und schafft somit fu?r jeden auch ein eigenes Stu?ck Identität."