Die blasenden Damen legen ganz stark zu
STICH-WORT
24/12/24 Tönendes Kulturerbe: Rund 140.000 Musikerinnen und Musiker wirken österreichweit in Blasmusikkapellen mit. Sie leisten nach Angaben des Blasmusikverbands „mindestens 28 Millionen ehrenamtlich geleisteter Stunden pro Jahr in ganz Österreich – und das ohne Fahrtzeiten oder das Üben zuhause.“
Seit kurzem steht die Klang- und Spieltradition österreichischer Blasmusikkapellen auf der nationalen Liste des Immateriellen Kulturerbes Österreichs. „Die Aufnahme in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes bedeutet also eine öffentliche Wertschätzung dessen, was Musikkapellen seit vielen Jahren für die Kultur und die Gesellschaft leisten“, heißt es in einer Presseaussendung des Österreichischen Blasmusikverbands. Als lebendige Kulturträger seien sie „Bindeglieder zwischen Generationen und sie vereinen Menschen aller Geschlechter und Schichten unter dem Dach der Musik.“
Ein Blick auf die Blasmusikkapellen im Bundesland Salzburg bestätigt das: Es gibt ihrer deutlich mehr als Gemeinden (147 Blasmusikkapellen gegen 119 Gemeinden). Mittlerweile sind unter den 8.279 Mitgliedern 3.250 Mädchen und Frauen in den Kapellen aktiv. Mehr als die Hälfte der Salzburger Blasmusiker und -musikerinnen sind unter 30 Jahre alt. Diese Zahlen sind aktuell, sie wurden im Frühjahr dieses Jahres veröffentlicht.
Alle Blasmusikkapellen im Bundesland Land zusammengerechnet absolvierten im vergaqngenen Jahr 5.107 Auftritte, davon 1.137 bei kirchlichen Feierlichkeiten. Es gab 4.837 Proben in voller Besetzung und 1.604 in Kleingruppen. 81 Jugendorchester haben allein in Salzburg 968 Mal geprobt. „Junge Menschen lernen in dieser Gemeinschaft Demokratiebewusstsein, Toleranz und Teamarbeit – Blasmusik funktioniert nur miteinander“, hält der Blasmusikverband in seiner Aussendung fest.
Das Bundesland mit den meisten Blasmusikkapellen ist mit 491 Niederösterreich, Oberösterreich folgt knapp dahinter mit 479. Mit 382 vereinseigenen Jugendorchestern hat Oberösterreich ganz weit die Nase vorn – Niederösterreich hat nur 136. Salzburg steht mit 81 Jugendensembles im Vergleich zur Größe des Bundeslands sehr gut da. Bei den unter Dreißigjährigen Mitgliedern sind Frauen in der Überzahl (rund 26.600 gegen 22.800). Bei den älteren Semestern überwiegen die Männer bei weitem (40.000 gegen 16.500). Daran sieht man gut den strukturellen Wandel in jüngerer Zeit.
In seinem Jahresbericht 2023 beschreibt der Blasmusikverband die Klang- und Spielcharakteristika so: „Österreichische Musikkapellen haben einen besonderen Klang, der vor allem von der bei uns typischen Besetzung, insbesondere der Melodieführung im weitmensurierten Blech, geprägt wird. So unterscheidet sich auch typisch österreichische Blasorchesterliteratur von anderen, man vergleiche nur alt-österreichische Märsche mit jenen aus der preußischen Klangtradition.“
In enger Verbindung damit stehe die in Österreich gewachsene und gepflegte Spielpraxis, die sich sehr gut an der „Musik in Bewegung“ festmachen lässt. „Sind in anderen Ländern Posaunen in der ersten Reihe einer Musikkapelle zu finden, sind es bei uns wiederum Flügelhörner, Klarinetten und Tenorhörner, die in der Spielpraxis den Klang maßgeblich formen. Typisch für die österreichische Blasmusik sind auch Marketenderinnen und Marketender bzw. Stabführerinnen und Stabführer, die es in dieser Kombination fast nur bei uns gibt.“
Man verweist dort auch auf die historisch gewachsenen Trachten der Kapellen, Bergmannskitteln und Uniformen, die in enger Verbindung mit der jeweiligen Region stehen und ein weiteres Kernelement darstellten. (Blasmusikverband/dpk-krie)