Verdient auch um Salzburgs Klaviermusik
KLAVIERABEND / CHRISTIAN BAUSCHKE
23/12/24 Seine Leidenschaft für alte Musikinstrumente führte in seinem Haus in Liefering zu einer stolzen Sammlung historischen Klangwerkzeugs. Christian Bauschke feiert seinen 70. Geburtstag standesgemäß mit einem Klavierabend am Sonntag (22.12.) im Wiener Saal, mit Musik von Carl Philipp Emanuel Bach bis Isaac Albéniz.
Von Erhard Petzel
Einige Jahre lang hat Christian Bauschke im Salzburg Museum eine eigenen Zyklus mit spezifisch Salzburgischer Klaviermusik gestaltet, natürlich immer auf den passenden Tasteninstrumenten. Aber diese sein Vorliebe spiegelt nur einen Teil seiner Konzerttätigkeit. CD-Aufnahmen galten unterschiedlichen Stilen, auch spanischer Klaviermusik. Mozarts Sonaten selbstverständlich. Aber da ist auch eine Rarität wie Sieben Tonbilder für Klavier von August Brunetti-Pisano (1870-1943).
Bauschke wurde 1954 in Thüringen geboren, er studierte erst an der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf. Nach Salzburg verschlug es ihn über die Internationalen Sommerakademien der Hochschule Mozarteum, wo er bei Gilbert Schuchter studierte. Er besuchte Meisterkurse (etwa bei Oleg Maisenberg) und fand den Weg zur historischen Aufführungspraxis (bei Johann Sonnleitner). 2013 bis 2015 gab er dann selbst im Rahmen des Musikum Salzburg Kurse für historische Aufführungspraxis auf dem Hammerklavier. Er unterrichtete fast vierzig Jahre lang am Musikum Klavier, auch angehende Chorleiter lernten dort bei ihm. Zwischenzeitlich war er Lehrbeauftragter an der Universität Mozarteum.
So vielfältig wie seine Programme, denen er gerne einen thematischen Rahmen gab, waren die Orte seiner Auftritte, die ihn bis nach Namibia führten. Für seine Mozart-Interpretationen erhielt er 2006 den Solistenpreis der Internationalen Musiktage Gmunden. Die Pressestimmen heben gerne seinen Hang zu introvertierter Besonnenheit und zarter Innigkeit hervor. In diesem Sinn war auch das Jubiläums-Programm angelegt. So gleich mit Carl Philipp Emanuel Bachs Fantasia in C-Dur. Das einer Improvisation gleich frei fließende Werk weckt mit einem spitz abgerissenen Arpeggio Aufmerksamkeit, um sich in präludierenden Zerlegungen und Sequenzen immer wieder im Modulieren des Kernthemas zu finden, während in rhapsodischer Manier alle möglichen emotionalen Universen durchschritten werden. Ein kecker Schluss, Mozart wird durch dieses Genre nicht nur historisch folgen.
Nach dem Umweg über Haydns B-Dur-Sonate Hob. XVI/2 ertönt Mozarts Adagio h-Moll KV 540. Die Verehrung des Nachfolgers geschieht offenohrlich zurecht. Unerreicht die formale Klarheit dieses freien Stückes mit unnachahmlichem Geschmack in der Entwicklung der Bewegungen. Himmlisch der tröstliche Schluss nach all den bedrückten und fahlen Facetten des wiederkehrenden Themas, eine Perspektive auf die künftige Romantik werfend.
Dass der forsche Anschlag, gekoppelt mit frecher Virtuosität, nicht mehr recht Sache des Jubilars sein will, wird in Schuberts Klavierstück Es-Dur D 946 Nr.2 und Chopins Ballade F-Dur op. 38 vernehmbar. Aus der Tastenküche kommen statt strukturstarken Steaks Rostbraten in Pedalsoße. Dass das Pedal auch zu großem Klang führt, zeigt sich bei Granada op.47 Nr.1 von Albéniz. Mit Grieg Aus dem Carneval op. 19. Nr.3 endet der Abend. Berührend beschließt Bauschke mit zwei Draufgaben und wird damit zum Anwalt der Innigkeit Chopins.
Edel sind Einladung und kommentiertes Programm gestaltet. Das Publikum im fast vollständig gefüllten Wiener Saal dankte dem Jubilar für sein Engagement auf seinem Instrument. Christian Bauschke hat so sein Lebenswerk würdig präsentiert als das, was es ist: nicht die Hände in den Schoß legen, sondern beherzt in die Tasten greifen und den Resonanzboden zum Klingen bringen, dessen Bretter die Welt bedeuten.