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Neue Blicke auf die Stadt – nicht nur von oben

REPORTAGE / SALZBURG IN NEUEN ANSICHTEN

19/09/12 An diesem Vormittag schaut, von der Festung aus betrachtet, Salzburg sich selbst unangenehm ähnlich. Alles Blech und Nebel. Die richtige Atmosphäre für Künstler, „Salzburg in neuen Ansichten“ festzuhalten? – Ein Werkstattbesuch.

Von Reinhard Kriechbaum

Zu dem vom Salzburger Galeristen Nikolaus Topic-Matutin ausgerichteten, von der Salzburger Sparkasse mitfinanzierten vierten Wettbewerb „Salzburg in neuen Ansichten“ wurden heuer sechs Künstlerinnen und Künstler eingeladen. Seit einer Woche sind die Stipendiaten im Schüttkasten der Festung tätig, und man bekommt schon einen Eindruck, in welche Richtung die bildnerische Reise in den nächsten Wochen führen könnte. „Wir haben Wert gelegt auf stilistische und mediale Vielfalt“, erklärt der Galerist und Leiter der Neuhauser Kunstmühle, wo ab 19. Oktober die Ergebnisse der Arbeit vor Ort zu sehen sein werden.

In riesigen Formaten fängt Ekaterina Smirnova Veduten ein, mit Wasserfarbe auf Papier. Ein O-Bus und dahinter die Festung, alles grau in grau. Auch über Nonntal, Freisal und Moos hängt dichter Nebel. Ihr gehe es darum, Atmosphäre einzufangen, erklärt die in Novosibirsk geborene, seit sechs Jahren in New York lebende Malerin. Wolken, Nebel, Smog haben es ihr angetan. An diesem Mittwochmorgen hat der Sommer meteorologisch jäh ein Ende gefunden. Beim Blick durchs Atelierfenster bestätigt sich, dass die Wetterrealität die Vorstellungen der jungen Künstlerin wunderbar bestätigt.

Der Deutsche Jürgen Durner zieht fotografierend durch die Stadt. Das Fotografieren sei für ihn eine Art Skizzieren, erklärt er. Am Ende werden aber gemalte Bilder stehen. Die Glasobjekte mit Leuchtschriften von Brigitte Kowanz an der Staatsbrücke haben es Jürgen Durner besonders angetan. Die Spiegeleffekte, die Schriftzüge, „echoartige Realitäts-Fetzen“, wie der Maler es ausdrückt, arbeitet er jetzt in Veduten ein.

Schachtelweise Würfelzucker verarbeitet Patricija Gilyte. Sie suche für die jeweiligen Orte, von denen sie sich inspirieren lässt, nach „spezifischen Präsentationsformen“. So hat sie in Wien mit dem Wachs von Kirchen-Kerzen gearbeitet. Ihre Salzburg-Phantasien werden bausteinartig aus Würfelzucker auf Papier gelegt und dann mit Farbe übersprüht. Von „verpixelten Landschaften aus der Erinnerung“ spricht Patricija Gilyte. Im DrehPunktKultur-Gespräch erweist sie sich als Salzburg-Kennerin, die sehr individuelle Strecken in der Gegend Lehener Brücke und Mülln abgeht und auch aus öffentlichen Verkehrsmitteln die Stadt betrachtet. Die Räume auf der Festung kennt sie schon lange, sie war nämlich schon Teilnehmerin an der Sommerakademie.

Katharina Siegel und Alexandra Medilanski kommen aus Deutschland. Hae-Ryun Jeong stammt aus Korea, ist aber auch in Deutschland gut verwurzelt. In einigen kleinformatigen Gemälden lässt sie junge Frauen über Salzburg schauen.

Für ihren Salzburg-Aufenthalt bekommen die sechs in einem Wettbewerb ausgewählten Künstlerinnen und Künstler jeweils ein Stipendium von 3.000 Euro aus dem Kulturfonds der Salzburger Sparkasse. Drei Mal (1999, 2001 und 2005) hat ein solcher Wettbewerb stattgefunden, Ergebnisse waren bereits im Frühjahr im Salzburg Museum zu sehen.

Die Ausstellung „Salzburg in neuen Ansichten“ mit den jetzt in den Festungs-Ateliers entstehenden Arbeiten wird von 19. Oktober bis 17. November in der Neuhauser Kunstmühle präsentiert. - www.neuhauser-kunstmuehle.at
Bilder: Salzburger Sparkasse / Michael Vogl
Zum DrehPunktKultur-Bericht Neue Blicke, neue Ansichten

 

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