Von der Nähe der Ferne
HEIMATMUSEUM BERCHTESGADEN / MARTIN RASP
20/04/10 Der Blick zu den Wurzeln legt Spuren frei. Die kleine Ausstellung zum 70. Geburtstag von Martin Rasp im Heimatmuseum Schloss Adelsheim in seiner Heimatstadt in Berchtesgaden kann man wohl als Metapher für das Spannungsfeld von Ferne und Nähe deuten.
Von Wolfgang Richter
Das passt gut zum Lebenswerk und Weltbild eines Künstlers, der sich mit seinen Materialobjekten und Collagen überregional einen Namen gemacht hat. In den frühen Zeichnungen und Malereien ab ca. 1960 wird der Weg zur persönlichen Formensprache erkennbar. Anregungen holte sich Martin Rasp in Kursen und bei Lehrern wie Werner Otte. Seine Motive, denen er sich zuerst in gegenständlichen Abbildungen nähert, stammen aus der Gegend oder halten Eindrücke von Reisen fest. Zu diesen Orten zieht es ihn später wieder hin, um dort nach Zivilisationsresten zu suchen, aus denen er seine Collagen und Assemblagen baut.
Die neue Arbeit „Schiffbruch mit Zuschauern“ (als Metapher des Philosophen Hans Blumenberg für das Dasein) im Foyer des Museums schlägt dazu einen existenziellen Bogen. Gemeinsam ist dem Brückenschlag über fünfzig Jahre die einfühlsame Annäherung an Zeitreste, die unter seiner ordnenden Hand zu feinsinnigen Erzählungen über Sehnsüchte, Träume und Ängste werden.
Aus der Geborgenheit der Provinz (nicht des Provinziellen) bricht Rasp immer wieder auf in den Süden. Im Gebirge daheim, spürt er im Meer aus Stein Wesensverwandtschaften zum Mittelmeer und seinen Zuflüssen nach. Als Reisender (ver)sammelt er in Skizzen und Notizen Merk-Würdiges und lässt den Betrachter teilhaben an seinen (Seh-)Erfahrungen.
Darüber hinaus sollte man sich Zeit nehmen, auch die besondere Atmosphäre des 1897 gegründeten Museums im geistlichen Renaissanceschloss zu genießen. Den Schwerpunkt der Sammlung im behutsam restaurierten Bau bilden handwerkliche und kunsthandwerkliche Erzeugnisse, neben dem Salz wichtigster Exportartikel des bis 1803 reichsunmittelbaren geistlichen Fürstentums. Besondere Beachtung verdienen auch "Gaillers großes Marionettentheater" sowie die vom bayrischen Nationalmuseum eingerichtete Abteilung religiöser Volkskunst vom 17. - 20 Jahrhundert, die der Sammlung des Volkskundlers und Religionswissenschafters Rudolf Kriss gewidmet ist.
