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Zwei Glas-Ritter bewachen Jesu Leiche

REPORTAGE / MONDSEE / HEILIGES GRAB

02/04/10 Fast spitzbübisch schaut der Pfarrer von Mondsee auf den "Grablieger", die Christusfigur. Früher, so erzählt er, gab es eine Vorrichtung. Da wurde per Seilzug während des Auferstehungsgottesdienstes die Christusfigur hinaufgehievt, und durch das Heiliggeist-Loch ist sie vor den Augen der staunenden Kirchenbesucher entschwunden. Vielleicht wäre das ja etwas, nächstes Jahr. "So kindisch bin ich", sagt Pfarrer Ernst Wageneder schmunzelnd.

Von Reinhard Kriechbaum

altaltAber ganz im Ernst. Es ist schon eigenartig, dass die Heiligen Gräber seit gut zehn Jahren ein auffallendes Revival erleben. Es ist so, als ob den Liturgie-Vereinfachern, den Ernüchterern und Versachlichern in der Kirche signalisiert wird, dass auch das Schaubedürfnis, die handfeste Art des Dingfest-Machens von Glaubensinhalten ihre Berechtigung hat.

Auch in heutigen Menschen schlummert offensichtlich irgendwo ein barocker Pietist - und so strömen Scharen ab heute (Karfreitag) Nachmittag gewiss wieder zum riesigen Heiligen Grab nach St. Peter. Andere gehen zu jenem am oberen Ende der heiligen Treppe in der der Kajetanerkirche. Hinter dem Altar der Franziskanerkirche gibt auch eines, dort wird immer am Karsamstag um neun Uhr morgens zur Grabwache gesungen.

altUnd jedes Jahr kommt irgendwo ein Heiliges Grab dazu. Diesmal in der Pfarrkirche Mondsee. Als man sie in den vergangenen Jahren restauriert hat, stolperte man auf dem Dachboden beinah im Wortsinn über absonderliche Dinge: Schwarze Bretter, in die Glas-Mosaike eingelassen waren. Zwei Wächter in Ritterrüstung! Man muss sie nur von hinten beleuchten, um die Harnische in ihrer leuchtenden Buntheit bewundern zu können.

altNachforschungen haben ergeben, wo dieses Heilige Grab, das nun in den Wiener Werkstätten des Bundesdenkmalamtes ergänzt und restauriert worden ist, herkommt: "Gablonzer Ware" ist vor allem unter Sammlern von Christbaumschmuck ein Begriff. In den nordböhmischen Glasmanufakturen entstanden aber auch andere Dinge - zu Beispiel hat die Firma Zbitek in Olmütz solche klassizistisch anmutende Heilige Gräber serienmäßig hergestellt. Laut Mondseer Archivalien könnte es 1888/89 erworben worden sein (man bestellte so etwas per Katalog). Damit wäre es das älteste erhaltene Stück in Österreich. In Pettneu am Arlberg gibt es eine solche Anlage von 1890, im niederösterreichischen Kettlasbrunn von 1890.

Man muss sich das Heilige Grab in Mondsee mit Kerzenlicht vorstellen, und dann ist es wohl ein buntes Geflackere. "85 Grabkugeln, 300 Glaseln … zum Beleuchten des Kreuzes, der Blumenvasen und wo Christus im Grab liegt“ heißt es in einem Rechnungsbuch von 1887/89. Jetzt sind einige Dinge rekonstruiert, und das Licht ist elektrisch. Der mystischen Wirkung tut das keinen Abbruch.

Heute, Karfreitag (2.4.) ist das Heilige Grab in der Petruskapelle der Basilika Mondsee bis 20 Uhr zu sehen, am Karsamstag von 9 bis 17 Uhr.
Das berühmte Heilige Grab in der Klosterkirche Höglwörth (nahe Teisendorf/Bayern), das nur alle drei Jahre aufgestellt wird, ist heuer auch wieder zu besichtigen: Am 2. und 3. April jeweils von 9 bis 19 Uhr. - Auch in der Kirche am Ulrichshögel (nahe Ainring/Freilassing) gibt es ein stimmungsvolles Heiliges Grab.
Im Stadtgebiet von Salzburg ist die Anlage in St. Peter die prächtigste. Schlichter sind die Heiligen Gräber in der Kajetanerkirche und in der Franziskanerkirche.
Der Tennengau ist besonders reich an Heiligen Gräbern. Jenes in Kuchl wurde im Vorjahr renoviert.
Bilder: dpk-krie

 

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