Gilda stirbt auch konzertant effektvoll
REST DER WELT / BAD REICHENHALL / RIGOLETTO
15/06/10 Im vierten Philharmonischen Konzert brachte man "Rigoletto" aufs Podium des Theaters im Kurgastzentrum Bad Reichenhall. Konzertant, aber mit szenischen Andeutungen. Das Publikum zeigte sich hingerissen und spendete Standing ovations.Von Elisabeth Aumiller
Das Thema des vierten philharmonischen Konzertes war die Liebe, die in der Verdi-Oper „Rigoletto“ eine solche mit tödlichem Ausgang ist. In der konzertanten Aufführung ließ Thomas J. Mandl mit der Bad Reichenhaller Philharmonie und erfahrenen Gesangssolisten die traurige, emotionsgeladene Geschichte vom missgestalteten Hofnarren und seiner Tochter Gilda eindrucksvoll Gestalt werden.
Der Koreaner Gérard Kim war ein eindringlicher Rigoletto, der sich voll mit der Figur identifizierte und die emotionalen Schwankungen zwischen Liebe, Hass und Verzweiflung überzeugend gestaltete. Sein kerniger Bariton verfügte mit klar artikulierter Diktion über eine breite Ausdrucksskala, die sich ganz aus dem Wortgehalt formte. „Quel vecchio maledivami“, sein Horror vor dem Fluch und seine große Szene „Cortigiani“ machte er zum erschütternden Verzweiflungsausbruch, während er in „Piangi fanciulla“ der Tochter berührenden Trost spendete, bevor ihn mit „Si, vendetta tremenda“ endgültig der Rachedurst antrieb. Elaine Ortiz-Arandes gab der Gilda die mädchenhafte Zartheit der ersten Liebe. Träumerisch sang sie ihr Liebesgeständnis „Caro nome“ mit filigran gehaltenem Stimmklang und fein ziselierten Koloraturen. Mit dramatischer Steigerung kämpfte sie gegen den Rachefeldzug des Vaters und starb mit einem zart verklärten Gedanken an ihre Mutter „Lassu in cielo, vicino alla madre“.
Der chinesische Tenor Xu Chang lieh dem Herzog seine sicher geführte Stimme. Voll Besitzerstolz wusste er um seine tenoral stählerne Strahlkraft, so dass er in einem Einheitsforte seine Töne schmetterte. Diesen treffsicheren Sitz gab er nicht auf für eine etwas differenziertere Gestaltung, aber mit seinen siegessicher gehaltenen Spitzentönen konnte er wahrlich punkten und mit einem effektvollen „La donna è mobile“ brillieren. Katerina Hebelková sang mit warmem Mezzo eine zuverlässige Gräfin Ceprano und Giovanna und zeigte feuriges Temperament als Maddalena. Nikolaus Meer gesellte sich als der bassgewaltige Monterone dazu und gab dem Sparafucile lässige Abgefeimtheit und dunkel undurchsichtige Bestimmtheit.
Der „Chor“ - ein achtköpfiges Vokalensemble - wurde mit seinen fast solistischen Einsätzen zum achtbaren Stichwortträger, intonationssicher und klangfein. Die szenischen Andeutungen der Protagonisten unterstützten die gesangliche Aussage und werteten das Konzert zur Opernhandlung auf, die das Publikum in Bann schlug und am Ende zu begeistertem Jubel und standing ovations mitriss. Thomas Mandl leistete mit dem Orchester Überzeugungsarbeit, gab den Solisten gute Klangbasis, stattete das Drama mit Drive und Spannung aus und zeigte sich als animierender Opernsachwalter, der in seinem Element zu sein schien.