Voll ungebrochener Vitalität
REST DER WELT/MUSIKTAGE MONDSEE
31/08/11 Nach der Eröffnung des Kammermusikfestivals im Salzkammergut vergangenen Freitag präsentierte das Auryn-Quartett am Dienstag (30. 8.) im Schloss Mondsee die Uraufführung eines Auftragswerks von Reinhard Süss.VON HORST REISCHENBÖCK
Der gebürtige Wiener Reinhard Süss feiert heuer seinen 50. Geburtstag. Vor fünf Jahren war er bereits „Composer in Residence“ bei dem aus Reihen der Symphoniker hervorgegangenen Kammerorchester Wiener Concert-Verein, das damals seine 1. Sinfonie aus der Taufe hob. In gleicher Funktion nun schuf er für die Musiktage Mondsee ein Quintett für die eher seltene Besetzung Fagott und Streicher.
Bläserkammermusik wurde zu Zeiten der Wiener Klassik eher leichtgewichtig betrieben. Nicht so in diesen vier Sätzen: Reinhard Süss setzt das von Richard Galler geblasene Instrument vom ersten Andante-Einstieg weitgehend nicht solistisch virtuos kontrastierend ein, sondern bezieht es immer wieder als gleichsamen Primus inter pares ins Geschehen ein. Ein weiterer Beleg für Süss’ Vermögen, tonale Grenzen nicht zu überschreiten und dennoch eigenständig durchaus immer noch mögliche neue Pfade zu finden.
Zuvor war bereits mit Felix Mendelssohns halbstündigem 1. Streichquintett ein gleichfalls kapitales Werk zu erleben gewesen. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich auch im 30. Jahr seines Bestehens die in Detmold beheimateten Herren Matthias Lingenfelder, Jens Oppermann, Stewart Eaton und Andreas Arndt ein nicht gerade bescheidenes Arbeitspensum zumuten. Das A-Dur-Opus 18 folgt der von Wolfgang Amadeus Mozart oder Michael Haydn bevorzugten Besetzung. Als zweite Bratschen fügte sich dabei Tatjana Masurenko in das etwas redselige Stimmengeflecht des Kopfsatzes, aus dem versteckt auch Mozarts berühmtes Vierton-Motiv aufblitzt. Die Feenromantik im Scherzo wiederum kippt das Violoncello auch in dämonische Abgründe.
Das diesjährige Motto der Veranstaltungsreihe, „Zeitreise mit Igor Strawinsky“, bietet entsprechend auch Rares aus dem Œuvre des vor 40 Jahren verstorbenen Komponisten. Tatjana Masurenko widmete sich dergestalt nach der Pause seiner Élegie für Viola solo. Ein berührend schlichtes, zumeist zweistimmig geführt tief emotionales Epitaph. Dieses fungierte als ideales Bindeglied zu den Metamorphosen von Richard Strauss, die im Anschluss daran in gleichsam „abgespeckter“ Besetzung zusammen mit Cellistin Quierine Viersen und Ernst Weissensteiner am Kontrabass erklangen. Statt 23 Streichern gab es ein Septett, wobei diese Kammermusikversion dennoch nichts zu wünschen übrig lässt. Treten doch dadurch die thematischen Verästelungen plastischer hervor. Speziell, wenn sich alle Ausführenden so engagiert voll intensiver Leuchtkraft darin verbeißen. Zu Recht spendete das Publikum langen Beifall und Jubel.