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Wie viel Freude doch Musik machen kann

CAMERATA SALZBURG / GRUBINGER

27/05/13 Weiterer Crossover von Martin Grubinger und der Camerata Salzburg, eine „salsasession“ im Großen Festspielhaus Salzburg am Freitag (25.5.),  ein musikalisches und rhythmisches Feuerwerk als Versprechen, pures Erleben als Resultat.

Von Christiane Keckeis

079Die Zusammenarbeit von Martin Grubinger und seinem Schlagwerkerteam mit der Camarata Salzburg währt schon drei Jahre. Und der Erfolg gibt den Projekten recht. Die Musikerinnen und Musiker sind miteinander vertraut, gut aufeinander eingespielt, von herzlicher Sympathie und gegenseitiger Hochachtung ohne Konkurrenzdenken getragen. Das gemeinsame Ziel beseelt: Das ist zu spüren in jeder Phrase, in jedem Übergang, im Hin und her, im Dialog. Und es ist schön, wie sich diese belebte, freudige  und bei aller spürbaren Ernsthaftigkeit leichte Stimmung in kürzester Zeit von der Bühne aufs Publikum überträgt.

Und dabei wird durch und durch auf höchstem Niveau musiziert. Die Camerata agiert unglaublich präsent und präzis, dabei transparent, klanglich diffizil, in farbreichen Bildern ebenso wie in komplizierten rhythmischen Verschränkungen, in dynamisch intensiven Steigerungen wie in lyrischem Schwelgen. Die durchwegs hervorragenden solistischen Qualitäten der Musiker quer durch die Stimmgruppen setzen Akzente.  

Das klug zusammengestellte Programm unter Motto „Südamerika“  spielt alle Stückerln: von Carlos Chávez „Sinfonia India“, einer bildhaften,  mit indianischen Motiven und rhythmischem Drängen versetzten musikalischen Sprache, über die farblich facettenreiche Ballettmusik „Estancia“ des Argentiniers Alberto Ginastera, in der die Camerata unter anderem  mit herrlichem Pianissimo bis in die Hörner hinein scheinbar endlose Stimmungen schafft, über Astor Piazollas berühmte Tangosprache zwischen Erotik und Melancholie  in variantenreichen Bearbeitungen  bis hin zu Antonio Carlos Jobims „Chega de saudade“, einer Bossa nova, die die Schlagwerker in Anlehnung an die Fussballbegeisterung Brasiliens mit  einen publikumswirksamen stimmungsstarken Solo-Auftritt unter Leitung von Martin Grubinger sen. beginnen und die die Kontrabassistin - zur Abwechslung singend - berührend mitgestaltet.

Im Mittelpunkt stand Avner Dormans dreisätziges Schlagzeugkonzert „Frozen in time“, in dem Martin Grubinger alle Facetten seines Instruments oder vielmehr seiner Instrumente zum Klingen bringt. Was wurde über Martin Grubinger nicht schon alles geschrieben: Allein, alle Lobhymnen treffenund auf die Begeisterung des Publikums ist sowieso Verlass. Es gelingt ihm mit stupender Virtuosität und  berührender Sensibilität für die Farbigkeit des Schlagwerks in Bilder einzutauchen.

In der abschließenden Salsasession wurde das Festspielhaus zum Jazzclub, überschäumend und ansteckend. Die Trompeter legten das Klassik-Image ab und spielten wahnwitzige Jazzskalen, die Posaunisten (im gesamten Konzert wunderbar beweglich) zeigten ihr wahres Gesicht, der Pianist, der E-Gitarrist bewegten sich mit improvisatorischer Freiheit, die Streicher hielten mit und die im gesamten Konzert phantastischen Schlagwerker übertrugen den Enthusiasmus auf den gesamten großen Raum.

Das alles wurde abgerundet  durch eine mitreißende Performance, die aber bei aller Professionalität vor allem menschlich sympathisch rüberkam, keinen Starkult  zelebrierte und neben dem Staunen über die musikalische Perfektion vor allem eines vermittelte: die unverkrampfte Freude an der Musik. Und am Leben.

Bild: harrisonperrott / Michael Herdlein

 

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