Vokale Glanzlichter
KLANGSCALA / ACAPELLA KONZERT
27/05/13 Der Kammerchor „KlangsCala“, am Musikum entstanden und vom charismatischen Leiter Helmut Zeilner geprägt, ist zu einem Eliteensemble geworden und wurde zu Recht in den letzten Jahren mit Preisen geradezu überschüttet. Dies bewies ein stimmungsvolles Konzert am Sonntag (27.5.) in der Salzburger Christuskirche.
Von Paul Kornbeck
Was Präzision, perfekte Intonation und Klangbalance betrifft, ist „KlangsCala“ ein einziges Klangvergnügen. Dazu kommt Intensität des Ausdrucks, geradezu kammermusikalische Kunst der Differenzierung, aber ebenso, wenn nötig, klug dosierte Stimmgewalt. Das Leise, Verinnerlichte dominierte natürlich ein Programm unter dem Titel „Aus dem Schatten in das Licht“, doch im Lichte des mitreißenden Spiritual-Blocks kamen auch fröhliche vokale Expressivität und herrlich swingendes Rhythmusgefühl zum Vorschein, samt dem Hervortreten vielleicht auch solistisch zukunftsvoller Stimmen.
Der Kirchenraum wurde akustisch trefflich bespielt. Der Programmbogen war stimmig aufgespannt, von Bachs von Knut Nystedt arrangierter Meditation „Komm, süßer Tod“ bis zum euphorisch-innovativen „Lux aurunque“ des US-amerikanischen Komponisten und Chorleiters Eric Whitacre. Dazwischen gab es manche alte und neue, im Grunde immer romantische Kostbarkeit: Sergej Rachmaninovs „Ave Maria“. Das dunkel grundierte, machtvolle (Interesse für den in Los Angeles lebenden norwegischen Komponisten Ola Gjeilo weckende) Lied „Ubi caritas“. Die Uraufführung von Andreas Gassners „When I am dead“.
Auch Jakob Gruchmann, selbst Chormitglied, hat ein neues Stück beigesteuert: „Die aus Finsternis Licht machen“. Diese Motette für Soloquartett und Chor nach Texten des Alten Testaments ist tatsächlich das Werk Nr. 211 des Salzburgers, der als Elfjähriger 2002 mit einem „Hallwanger Prangerschützenmarsch“ sein op. 1 geschrieben hat. Die zweite Gruchmann-Uraufführung in einem Monat – nach einer lyrischen Phantasie für die japanische Mundorgel Sho am 13. Mai im WÖD-Konzert im Schloss Leopoldskron – macht klar, dass der junge Mann einen spannenden Weg zwischen kreativ geformter Tradition und neugieriger Avantgarde-Aneignung geht, der in diesem Chor-Fall schon höchst eigene, expressive und erfreulicher Weise tonal zentrierte, harmonisch fokussierte Energie bewirkt.
Ludwig Nussbichler, um den es in den letzten Jahren leider still geworden ist, was Komponieren betrifft, hat für „KlangsCala“ ein konzises „Kyrie“ beigesteuert und schreckt vor Geist und Seele erwärmendem, eben gar nicht altmodischem Dur nicht zurück. Es ist zu hoffen, dass aus diesem Kyrie eine Messe wächst.
Zwischendurch trat das fabelhaft sichere A-Cappella-Kollektiv eine kleine Reise zu österreichischen Komponisten älterer Generationen an. Balduin Sulzers frisches, jazziges, ein wenig an Poulenc erinnerndes „Laudate dominum“ und im besten Sinne handwerklich meisterliche Chorsätze von Michael Radulescu, Augustinus Franz Kropfreiter und Peter Planyavsky standen für die vielschichtigen Qualitäten der neuen geistlichen Musik in Österreich, einer Musik, die bei aller Innovation doch immer den singenden Menschen in den Mittelpunkt stellt. Und tief berührte die Klage des Kreuzkantors Rudolf Mauersberger über seine zerstörte Stadt Dresden zum Karfreitag 1945, „Wie liegt die Stadt so wüst“.