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E. Piaf statt R. Wagner

KULTURVEREINIGUNG / MARIA BILL

23/05/13 Keine „Große Sinfonie“? Dennoch bekamen die Abonnenten der Kulturvereinigung „Große Musik“ - allerdings der anderen Art - zu hören: Nicht nur die „Chansonette“ Maria Bill, auch die SAOS Symphonic unter der Leitung von David Danzmayr, wurde einhellig und laut bejubelt.

Von Horst Reischenböck

Die gebürtige Schweizerin, der wohl auch schon von daher auch das Französische nicht fremd ist, tourt schon seit mehr als dreißig Jahren immer wieder im Gedenken an Edith Piaf durch die Lande. Auf Einladung von Elisabeth Fuchs sang Maria Bill zum Auftakt der neuen Spielzeit der Kulturvereinigung am Mittwoch (22.5.) im Großen Festspielhaus. Sie sang nicht nur Werke von Edith Piaf, sondern auch von Jacques Brel.

Für eine erste Einstimmung sorgte der Solo-Akkordeonist Krzystof Dobrek mit „Entre les ponts“. Dann Maria Bills erster Auftritt: asketisch, schwarz, streng, ganz allein auf den einstigen „Spatz von Paris“ fokussiert. Auf dessen musikalischen Spuren wandelnd, verband und würzte sie die Nummern mit ihren Kommentaren: Edith Piafs eigentlich unglückliches, ja fatales Leben wurde solcherart – leider fast zu kurz - angerissen. Gerne hätte man noch mehr von ihrer genialen, ausdrucksstarken Inspiration gehört, die sie in ihre Chansons verpackte.

Maria Bill hat die Piaf für sich vereinnahmt, singt mit rauchigem Ansatz, betört und bleibt dennoch auch immer sie selbst, sich selbst treu. Auch wenn bewusstes Schließen der Augen starke Assoziationen an ihre begnadete Vorgängerin suggeriert.

Bis ins Innere berührend ihr „Mon Dieu“ als erster Höhepunkt des Abends, auf dem leider die zu kräftig verstärkte Ziehharmonika etwas irritierte. Unverwüstliche Hits wie „Milord“ oder „Je ne regrette rien“ wurden natürlich nicht ausgespart. Ein wunderbarer Abend – und in diesem Sinne war auch nicht zu bedauern, dass just an dessen 200. Geburtstag nicht Richard Wagners gedacht wurde. (Der einst übrigens 1840 in Paris auch französische Liedtexte vertonte!)

Der zweite Teil des Abends sorgte vorab für Spannung: Ging es doch nunmehr um Maskulines, das das Schaffen von Jacques Brel dominiert. Aber sich schon lange Sängerinnen die klassischerweise Männerstimmen zugedachten Liedzyklen etwa von Schubert aneigneten - warum nicht auch dies? Zumal Maria Bill, nun übrigens in betont weiblicherem Habitus, sich eigenen Worten nach schon von Jugend an für  Jacques Brel begeistert – und ihr Publikum auch: Gleichsam auf subtile Weise überrumpelnd mit „Amsterdam“ oder – gleich darauf und konterkarierend - das bekannte „Ne me quitte pas“. Und, und, und…

Adäquater Mitstreiter war die SAOS Symphonic, die mit diesem Konzert im Großen Haus debütierte: Das ist quasi die Großbesetzung der von Andreas Steiner gegründeten „Salzburg Orchester Solisten“. Die exzellent passenden Arrangements von Michael Radanovics waren in besten - und beflügelnden - Händen des immer noch jungen in Salzburg ausgebildeten Dirigenten David Danzmayr, dem übrigens inzwischen eine beachtliche Karriere gelang.

Das Konzert „Maria Bill singt Edith Piaf & Jacques Brel“ wird heute Donnerstag (23.5.) um 19.30 im Großen Festspielhaus wiederholt. Morgen Freitag  (24.5.) spielt Lisa Smirnova Mozart im „Concerto for myself“ ebenfalls mit SAOS Symphonic unter David Danzmayr - www.kulturvereinigung.com
Bilder: SKV

 


 

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