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Schatten und Licht musikalisch plastisch

MUSISCHES GYMNASIUM / MOZART REQUIEM

22/05/13 Mit Mozarts „Requiem“ stellten Chor und Orchester des Musischen Gymnasiums unter der Leitung von Norbert Brandauer ein herausforderndes Werk in den Mittelpunkt des heurigen Jahresabschlusskonzerts. Es gelang eine betroffen machende Deutung.

Von Christiane Keckeis

Das Bild eines Fliehenden drängt sich auf, Verzweiflung, Panik im Blick: Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Nicht mich, Herr. Eine wilde Jagd. Abenteuerlich entsprechend ist das Tempo, in dem der Chor durchsichtig klar, nahe der Atemlosigkeit, die große Kyrie-Fuge durchlebt. Immer an der Grenze zum Unmusizierbaren, immer getragen.Was ist grenzwertiger als der nahende Tod? Und was ist stärker als der Zusammenhalt, das Vertrauen, in dem Dirigent, Chor und Orchester sich aufeinander stützen. Miteinander stürzen, voranstürzen, (nahezu) ohne aus- oder an-einander zu geraten. Bewundernswert.

Norbert Brandauer, dem Leiter Aufführung und der Einstudierung, gelingt ein interpretatorischer Balanceakt, der eben dieses Vertrauen erfordert, um zu gelingen: das Vertrauen in die jungen Musikerinnen und Musiker und ihre Fähigkeiten. Sie lassen ihn nicht im Stich. Das Ergebnis schlägt das Publikum in atemlosen Bann.

Die gehetzte Gewalt des Dies irae. Die klare Kraft der Posaune im Tuba mirum. Der Schrecken des Rex tremendae. Die Erschütterung im confutatis maledictis: Kein Stein bleibt auf dem anderen. Und dann die engelgsgleichen voca me-Rufe: Schatten und Licht werden musikalisch plastisch. Das Hin- und Hergerissensein wird deutlich spürbar, in Klangfarben variiert.

Der hervorragende Chor des Musischen Gymnasiums überzeugt durch Homogenität in den Stimmen (auch bei den jungen Herren), durch Artikulation, ungemeine Beweglichkeit, Präsenz, strahlenden Klang und bedingungslosen Gestaltungswillen. Die Solisten agieren solide. Das Orchester bietet nicht nur sichere Basis, sondern setzt farbliche Akzente, gestaltet schöne lyrische Phrasen und hält den Drive.

Erst mit dem dona eis requiem des Agnus Dei beginnt die Ruhe einzusetzen, die an die erlöste Ewigkeit anknüpft, die sich loslöst von der Welt. So wird aus der musikalischen Wiederholung des Introitus mit völlig veränderter Qualität das Lux aeterna, ein strahlendes Licht als Versprechen. Die Wandlung ist vollbracht.

Nach berührtem Schweigen dankte das Publikum mit herzlichen standing ovations für die wagemutigen, letztlich siegreichen jugendlichen Ausführenden einer aufregenden Interpretation.

 

 

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