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Jahresregenten und ganz Neues

HINTERGRUND / BRUCKNER-JAHR

04/10/24 „Auftakt zum Endspurt“ haben wir jüngst die Rezension eines Kulturvereinigungs-Konzerts in Sachen Anton Bruckner überschrieben. Aber nicht nur dort huldigt man jetzt, gegen Ende des Gedenkjahres, intensiv dem vor zweihundert Jahren geborenen Komponisten: Auch das Mozarteumorchester und der Salzburger Kammerchor sind rege.

Von Reinhard Kriechbaum

Nicht gar so oft finden Chöre zu gemeinsamen Projekten zusammen. Der von Stephan Höllwerth geleitete Salzburger Kammerchor hat sich für ein Projekt mit Vokalmusik von Bruckner, aber auch zwei Uraufführungen mit der Grazer Capella Nova unter Otto Kargl zusammengetan. Die kurze Locus iste, Motto des Konzerts am Sonntag (6.10.) Nachmittag in der Salzburger Franziskanerkirche, hat jeder bessere Kirchenchor drauf. Anders schon die großen Motetten Christus factus est, Ave Maria, Virga Jesse oder Os justi, die deutlich höhere Anforderungen stellen und in denen in so mancher harmonischer Schroffheit die symphonische Sprache Bruckners durchklingt.

Das Zusammenwirken des Salzburger Kammerchors mit der Capella Nova macht ein breites chorisches Panorama möglich. Die Drei alt-irischen Segenssprüche von Klemens Vereno (geb. 1957) entstanden 2016, eine neue version mit orgelbegleitung anstatt Streichorchester wird uraufgeführt. Der Organist und Chorleiter Peter Stefan Vorraber (geb. 1955), hat selbst lange in der Cappella Nova mitgewirkt. Er schrieb Choralmeditationen über einen von unerschütterlichem Glauben geprägten Text des von den Nationalsozialisten verfolgten Jesuitenpaters Rupert Mayer (1876–1945). Mayers „Herr, wie du willst“ wird dem nach Glauben ringenden Gedicht „Preisen will ich dich, mein Gott“ von Thomas Bernhard (1931–1989) gegenübergestellt. Diese beiden kontrastierenden Texte machte Vorraber zur Grundlage seiner Motette ...in der Verlassenheit..., in der der Komponist versucht, „mit traditionellen Ausdrucksmitteln die Essenz der Texte mittels vokal-rhythmischer Raffinesse, aber auch aleatorischen Abschnitten ins eigene Ich zu transformieren“.

Anton Bruckner ist natürlich nicht der einzige Jahresregent heuer, aber um die meisten ist es hierzulande deutlich stiller. Der 150. Geburtstag von Arnold Schönberg etwa war in Salzburg bisher fast kein Thema. Für das erste Konzert im Zyklus Heimspiel des Mozarteumorchesters, ebenfalls am Sonntag Nachmittag, haben sich Konzertmeister Markus Tomasi und Gottfried Franz Kasparek auf die Spuren vieler Jubilare begeben – und es ist nicht unerwartet ein Mammut-Programm geworden, mit zwei Konzertpausen: Bruckner kommt natürlich vor mit dem Streichquartett in c-Moll und dem Streichquintett F-Dur. Bei Schönberg hat man sich für eine Auswahl aus den Zehn Walzern für Streichorchester entschieden, außerdem für das Klavierstück op. 11/2 in der
Bearbeitung von Ferruccio Busoni.

Dass die Musikgeschichte, was die Ausdrucksformen betrifft, absolut nicht immer synchron geht, kann man aus der Musik weiterer Jahrgangskollegen von Arnold Schönberg heraushören: Auch Franz Schmidt ist ja 150 Jahren geboren worden, gespielt wird dessen Romanze für Klavier A-Dur. Und auch Josef Suk ist 1874 zur Welt gekommen, und auch der ist ein Romantiker durch und durch geblieben. Von ihm steht der Walzer aus der Serenade Es-Dur op. 6 für Streichorchester auf dem in Summe höchst kulinarischen Programm, zu dem auch Kulinarisches kredenzt wird.

Locus iste, Sonntag (6.10.), 16 Uhr, Franziskanerkiche – www.kammerchorsalzburg.at
Heimspiel, Sonntag (6.10.), 17 Uhr, Orchesterhaus – www.mozarteumorchester.at
Bilder: Wikimedia

 

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