Auftakt zum Endspurt
MOZARTEUMORCHESTER / CARYDIS
30/09/24 Bei der ersten Sonntags-Matinnee des Mozarteumorchester bewies der griechisch-stämmige Dirigent Constantinus Carydis durchwegs auch Kompetenz in Sachen Anton Bruckner. Der Salzburger Cellistin Julia Hagen stand er bei Robert Schumann als einfühlsamer Sachwalter zur Seite.
Von Horst Reischenböck
Das Bruckner-Jahr biegt in die Zielgerade ein. Schön, dass sich das Mozarteumorchester in der Sonntags-Matinnee (29.9.) der jener ersten Sinfonie annahm, die dem Komponisten – wenn auch weidlich spät und vom Ausland ausgehend – zu Weltruhm und Anerkennung verhalf: Die Symphonie Nr.7 E-Dur WAB 107 ist zugleich eine der letzten, an der Bruckner, ob ihres durchschlagenden Erfolgs kaum noch korrigierende Hand anlegte.
Die Siebte Bruckner bildete den Hauptpunkt im Großen Festspielhaus. Direkt davor (und für manche Zuhörer unbemerkt, weil unerkannt und aus dem Programmheft nicht eindeutig erkennbar), war, gedanklich einstimmend, Arvo Pärts kurzer Psalom in der Fassung für differenziert aufgesplittertes Streichorchester erklungen.
Bei Bruckner ging’s um andere, überwätigendere Klangmassen, die das Mozarteumorchester in allen seinen Instrumental-Registern facettenreich nachvollzog und auskostete. Schon im eröffnenden Allegro moderato mit seinem grandiosen, breit ausgesponnen vom Solohorn und den Celli getragenem Hauptthema ließ Constantinos Carydis den Instrumentalisten ausreichend Zeit, sich klangvoll auszubreiten. – Was nach der immer wieder erschütternd melancholischen Klimax vor dem dreifachen Fortissimo sogar kurz Beifall aufkeimen ließ.
Im selben Geist, im sehr feierlich und sehr langsam ausgespielten Adagio, orgelten die jeweils paarweisen Tenor- und Baß-Tuben nach dem elektrisierenden Beckenschlag Bruckners persönliches Lebewohl an Richard Wagner. Dem Scherzo ließ Constantinos Carydis sehr schnell die Zügel schießen, um das Trio nicht bloß nur „etwas langsamer“ ausklingen zu lassen. Sei’s drum: Schon Bruckner merkte Arthur Nikisch, dem Leipziger Uraufführungs-Dirigenten, gegenüber an, dass ja „in der Partitur vieles Wichtige nebst häufigen Tempowechsel nicht angemerkt“ wäre.
Dementsprechend verschenkte Carydis auch im Finale, bewegt, doch nicht schnell angegangen, die allerletzte Steigerung anstatt a tempo genommen in einen eher apollinischen Kraftakt. Dieser zog logischerweise entsprechende Publikums-Resonanz für alle Instrumentengruppen nach sich.
Im ersten Teil der Matinee erklang Robert Schumanns Konzert für Violoncello und Orchester a-moll op. 129 hochromantisch angehaucht mit der Solistin Julia Hagen. Anfangs nicht zu schnell, die lyrisch abgesetzten Passagen zudem fein ziseliert und retardiertend genommen. Im gleichen Geist erklang dann langsam und verinnerlicht, tonschön gesungen, der nahtlos anschließende Binnensatz. Sehr lebhaft und exzellent virtuos ausgeführt wurden von Julia Hagen die zu meisternden Anforderungen, die der Satz parat hält. Als Konztrast erklang das kurze Solo-Präludium von Sofia Gubaidulina als ebenso begeistert bedankter zeitgenössischer „Nachschlag“.
Bilder: Thomas Brill (1); Simon_Pauly (1)