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Großer Hochzeits-Grenzverkehr

BUCHBESPRECHUNG / SIGRID MARIA GRÖSSING

17/12/13 Das bevorzugte Thema der in Großgmain lebenden Historikerin Sigrid Maria Größing sind die Herrscherhäuser Europas vergangener Jahrhunderte. Unter ihnen nehmen die Habsburger den prominenten Platz ein, mit ihrer schönen Kaiserin Elisabeth an vorderster Stelle.

Von Elisabeth Aumiller

Über zwanzig Bücher, die  insgesamt in acht Sprachen übersetzt wurden,  hat Sigrid Maria Größing in den letzten zwanzig Jahren veröffentlicht und darunter eine Reihe von  Bestsellern gelandet. Im neuesten ist wieder einmal Sisi die Titelheldin,  diesmal als „Kaiserin aus dem Hause Wittelsbach“. Dazu gab es heuer zwei markante Gedenktage: Am 15. November 2013 jährte sich der Todestag  von Sisis Vater Herzog Max in Bayern zum 125. Mal und vor hundert Jahren, im November 1913, wurde der letzte bayerische Herrscher Ludwig III. zum König ausgerufen.

„Tu felix Austria nube“: Diesen Wahlspruch haben die Habsburger quer durch Europa und durch die Jahrhunderte erfolgreich gepflegt. Und oft waren dafür die bayerischen Wittelsbacher willige „Erfüllungsgehilfen“, da sie dadurch ihrerseits ein gutes Einvernehmen mit der österreichischen Großmacht gesichert sahen. Nicht alle Ehen zwischen Habsburgern und Wittelsbachern im Lauf der Jahrhunderte wurden aus politischen Gründen geschlossen, manchmal auch aus Liebe. Die menschlichen Züge der historischen Personenschildert die Autorin lebensnah.

In lebendig geschriebenen Essays porträtiert Größing die wittelsbachische Ahnenreihe der österreichischen Kaiserin, eine Kette von Herzögen, Kurfürsten, Königen und zwei Kaisern. Ein schön gestaltetes und mit reichem Bildmaterial ausgestattetes Buch.

Man erfährt vom tragischen Schicksal der schönen Agnes Bernauer als Frau von Herzog Albrecht oder vom Herzog Ludwig IX. „dem Reichen“, an dessen prachtvolle Landshuter Hochzeit im Jahr 1475 bis heute alle vier Jahre ein großes Landshuter Historienfest erinnert. Vom Türkensieger, dem „Blauen Kurfürsten“ Max Emanuel ist ebenso die Rede wie vom Überraschungskaiser Karl VII.

Elisabeth und Kaiser Franz Joseph hatten beide gleichviel Wittelsbacher Blut in den Adern durch den selben Großvater, nämlich   Max I. Joseph, durch Napoleons Gnaden erster König von Bayern. Dessen Töchter Ludovika und Sophie  waren Mutter und Tante von Elisabeth, und Sophie war gleichzeitig ihre Schwiegermutter, da sie ins Österreichische Kaiserhaus geheiratet hatte und Franz Joseph ihr Erstgeborener war. König Ludwig I., Sisis Onkel, der schöne Frauen liebte und München zur Kunststadt machte, kostete seine Affäre mit der Tänzerin Lola Montez den Thron. Sein Sohn König Maximilian II. , Elisabeths Cousin, war der Vater des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. Seine preußische Gemahlin Prinzessin Marie war  eine begeisterte Bergsteigerin, die den Watzmann  und  als achte Frau den Gipfel der Zugspitze erstieg.

Größing streift auch kurz die Tatsache, dass die krankhaften Erscheinungen und Absonderlichkeiten Ludwigs II. und seines Bruders Otto nicht auf Wittelsbacher Erbe zurückzuführen waren, sondern aus Ludwigs mütterlicher Ahnenkette stammten. Unter Sisis Geschwistern  ragte der berühmte Augenarzt Carl Theodor heraus, an den heute noch die Münchner Augenklinik gleichen Namens erinnert. Die Kaisertochter Gisela heiratete einen Sohn von  Elisabeths Cousin  Prinz Luitpold, der als der populäre und beliebte Prinzregent Luitpold bis zu seinem neunzigsten Lebensjahr die Geschicke der Monarchie nach dem Tod des Märchenkönigs lenkte.

Sigrid Maria Größing: Elisabeth, Kaiserin aus dem Hause Wittelsbach. 288 Seiten. Amalthea Verlag Wien 2013, € 22,95 – www.amalthea.at

 

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