Junge für ein hoffentlich junges Publikum
JAZZFESTIVAL SAALFELDEN / DAS PROGRAMM 2016
31/05/16 27 Jahre ist Lukas Kranzelbinder erst alt: Ein so Junger hat noch nie den Projektauftrag bekommen, den das Jazzfestival Saalfelden jedes Jahr vergibt. „Und Kranzelbinder hat junge Hoffnungsträger des österreichischen Jazz um sich versammelt“, sagt Intendant Mario Steidl.
Von Reinhard Kriechbaum
„The Golden Fang“ heißt Kranzlbinders Projekt, „Shake Stew“ die siebenköpfiger Musikergruppe. Sie machen am 26. August den Auftakt auf der Hauptbühne beim 37. Internationalen Jazzfestival Saalfelden. „Jung ist im Jazz relativ“, sinniert Programmmacher Mario Steidl, „es ist ja nicht so wie im Pop, wo manche mit Sechzehn oder Siebzehn starten“. Jedenfalls sieht sich Steidl im Einklang mit dem neuen Geschäftsführer des Tourismusverbands, Marco Pointner: „Wenn ich ein junges Publikum will, muss ich ein junges Programm machen.“
Diese Voraussetzung erfüllen viele. Gleich am ersten Abend auf der Hauptbühne zum Beispiel der französische Cellist Vincent Courtois, der mit zwei Saxophonisten ein Trio bildet. Oder „Krokofant“, ein Trio um den norwegischen Gitarristen Tom Hasslan. Exotische Töne sind am 27. August von „Chiri“ zu erwarten, da trifft nämlich der Kehlkopfgesang des Koreaners Bae il Dong auf je einen australischen Trompeter und Schlagzeuger. Das ebenfalls junge Emile Parisien Quintet macht gemeinsame Sache mit dem Klarinettisten und Saxophonisten Michel Portal.
Daniel Rosenboom, ein Trompeter aus den USA, hat zwar schon 13 Alben veröffentlicht, laufe aber immer noch eher als Insidertipp, sagt Mario Steidl. Nur drei Gruppen aus dem Programm auf der Hauptbühne im Kongresszentrum kommen diesmal aus dem USA. Steidl setzt vor allem auf Europäer, da aber durchaus auch auf „Exoten“, Musiker aus Dänemark, Norwegen, Portugal, Island. Erlend Apneseth (Norwegen) spielt auf der Hardanger Fiedel, aber zu E-Gitarre und Schlagzeug.
„Otava Yo“, zu hören am Eröffnungsabend auf der City Stage am Rathausplatz, kommt aus Russland,“Dwanggang“, tags darauf ebenfalls open air, reist aus China an. „Mostar Sevdah Reunion“ kommt aus Bosnien. „Syrian Links“ ist das Motto einer Gruppe um den Sänger und Instrumentalisten Salah Ammo und den Oud-Spieler Orwa Saleh. Die beiden haben sich mit österreichischen Musikern zusammengetan. Der Perkussionist Alex Zechbauer, der mit „Ostbeatbend“ die City Stage eröffnet, hat sogar Saalfeldner Hintergrund.
Das Budget – 615.000 Euro – setze sich je zu einem Drittel aus Sponsoring, Förderungen und Eigenfinanzierung zusammen, erklärt Marco Pointner vom Tourismusverband, der des Jazzfestival trägt und organisiert. Für Pointner ist es das erste Jazzfestival. Eine aktuelle Besucherbefragung habe hohe Zufriedenheit der Besucher ergeben, einige Maßnahmen zur Feinjustierung seien trotzdem nötig geworden. So werde man die Gastronomie auf neue Beine stellen. Und weil man alles auf die Jugend ausrichtet, gibt es auch besonders günstige Tickets für Jugendliche.
Der Hauptteil des Publikums (12.000 bis 15.000 Besuche, wobei natürlich viele Leute mehrere Konzerte konsumieren) komme aus Österreich und Deutschland heißt es. „Die Besucher schätzen am Jazzfestival Saalfelden einhellig die Option, dass sie hier Neues entdecken können“, sagt Mario Steidl. „Das können wir ausbauen!“