Kein Vermögen aus dunklen braunen Quellen
HINTERGRUND / STIFTUNG „HAUS FUSCHL“
03/06/16 Die Stiftung „Haus Fuschl“ dient heutzutage der Förderung von Aus- und Fortbildung der bäuerlichen Bevölkerung.Wo kommt eigentlich das Geld dafür her? Vor einigen Jahren war der Verdacht aufgetaucht, es könnte sich auch um in der Zeit des Nationalsozialismus enteignetes Vermögen handeln.
Anlass für waren einewissenschaftliche Recherche zu diesem Thema waren ein Rechnungshofbericht sowie ein Bericht einer österreichischen Tageszeitung im Jahr 2011. Der damalige Vorsitzende der Stiftung und frühere Landesrat Sepp Eisl sowie der damalige Geschäftsführer und jetzige Landesrat Josef Schwaiger beauftragten daher den Historiker Hubert Stock mit einem wissenschaftlichen Gutachten, die gesamte Geschichte der Stiftung aufzuarbeiten.
Die Stiftung Haus Fuschl wurde in der Zeit des Dritten Reiches vom damaligen Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop gegründet. Grundlage der Stiftung war das der Familie Remiz entzogene Schloss Fuschl. Bis zum Ende der NS-Herrschaft wurde der Besitz der Stiftung um zahlreiche weitere Liegenschaften erweitert.
„Die wichtigste zu klärende Frage in dieser Arbeit war, ob die Stiftung Haus Fuschl heute eventuell noch ein Teil unrechtmäßig erworbener Besitztümer ist“, so der Historiker und Autor der wissenschaftlichen Arbeit, Hubert Stock heute Freitag (3.6.). Er habe nachweisen können, dass „die Finanzierung der Stiftung, abgesehen von den enteigneten Besitzungen, die den rechtmäßigen Besitzern wieder zurückgestellt wurden, ausschließlich durch das Auswärtige Amt in Berlin erfolgte. Daraus folgt, dass die Stiftung Haus Fuschl heute kein Vermögen mehr besitzt, das während der NS-Zeit unrechtmäßig in deren Besitz gelangt war.“
Es sei also keinerlei NS-Vermögen in der Stiftung vorhanden. Stiftungsvorsitzender Landesrat Josef Schwaiger zeigte sich bei der Präsentation erleichtert, dass die bis dato nur wenig bekannte NS-Vergangenheit der Stiftung nun wissenschaftlich aufgearbeitet wurde: „Die Stiftung Haus Fuschl erfüllt einen positiven Zweck, der nicht durch dunkle Flecken in der Stiftungsgeschichte beschädigt werden darf.“ Noch immer seien nicht alle Kapitel der NS-Vergangenheit im Salzburg fertig geschrieben, die Stdie solle „ein kleiner Beitrag dafür sein“.
In der wissenschaftlichen Arbeit von Hubert Stock wurde zunächst analysiert, zu welchem Zweck die Stiftung gegründet wurde und inwieweit es bei deren Erweiterung zur Ausübung von Zwang gekommen war. Auch wurde im Detail dokumentiert, wie die zahlreichen Rückstellungsverfahren rund um die Stiftung abgewickelt wurden. Dabei tritt ein breites Spektrum an Erwerbsarten der am Kriegsende zur Stiftung gehörenden Liegenschaften zu Tage. Dieses reicht von tatsächlichen Entziehungen über Verkäufen unter Druck bis hin zu freiwilligen Verkäufen derartiger Liegenschaften. Hubert Stock hat in seiner Arbeit das Stiftungsarchiv, das Salzburger Landesarchiv und zahlreiche weitere Quellen nach verfügbaren Informationen durchforscht. (Landeskorrespondenz)