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Wie in den Jazzclubs des Big Apple

SNOW JAZZ GASTEIN

23/03/12 Die Vielfalt der nebeneinander bestehenden Spielarten des Jazz aus New York bei einem Festival aufzuzeigen, unter diesem Aspekt kann auch das Walt Weisskopf Quartet innerhalb des Systems von Snow Jazz Gastein gesehen werden.

Von Thomas Hein

Im vollbesetzten Jazzclub-Keller des Hotel Kärnten. Dessen Besitzerin Cornelia Klammer – auch Vizevorstand von Jazz im Sägewerk – erwähnte vor dem Konzert, dass es für sie und ihr Haus eminent wichtig sei, sich immer wieder auf das von Sepp Grabmaier ausgesuchte Unbekannte einzulassen.

Das Quartett folgt in seiner Zusammensetzung und Ausrichtung auch einer langen Tradition, wenn sich nämlich amerikanische Solisten – vornämlich Saxophonisten und einige Trompeter – sich mit europäischen Rhythm Sections umgaben, um die Auftrittsmöglichkeiten am Kontinent zu erhöhen und die Grundkosten eher niedrig zu halten. Der Tenorist Walt Weiskopf hat sich zu diesem Zweck ein österreichisches Trio für seine Musik – und einige Standards – ausgesucht und ist mit dem Pianisten Oliver Kent, Milan Nikolic am Bass und dem Schlagzeuger Christian Salfelner mehr als fündig geworden. Weisskopfs Spiel am Tenor geht immer aufs Ganze, er zieht seine meist schweren Striche über das rhythmisch-melodische Geflecht.

Eine Schatzkiste aus in diesem Stil bekannten musikalischen Bausteinen in diesem Tempo abwechslungsreich und gleichzeitig melodisch komplex zusammenzubauen, kann in Österreich sicher niemand so wie der in der Szene auch als „Sir“ Oliver Kent titulierte, damit an „Sir“ Jake Hanna erinnernde Künstler. In dem auf ein schottisches Traditional zurückgehende Stück waren aber auch ganz andere ruhige Töne von ihm zu vernehmen, kleine Töne und Themen, die er auf sehr feine Art zum Leuchten brachte, mehr von diesen in den dazugehörigen Stücken hätten dem Programm zu etwas mehr Abwechslung verholfen. Milan Nikolic suchte sich neben dem begleitenden Spiel in seinen Improvisationen eine sehr moderne, klangstarke Sprache, wie sie auch Christian Saalfelner in seinen zu seltenen geöffneten Freiräumen andeuten konnte. Für einen voll überzeugenden Abend fehlten doch ein wenig modernere Kompositionen des Bandleaders, der aber seinen Ruf als Improvisator eindrucksvoll bestätigte.
Das Hotel Miramonte und die Dienstagnacht (20.3.): zwei perfekt harmonierende Teile, die sich zu einem der mit seiner intimen, Detail genauen Atmosphäre punktenden Hot Spot zu einem der High Lights dieser zehn Tagen verbunden haben. Diesmal stand „Gino Sitson’s VoCello“ am Spielplan der nächtlichen Session, die durchaus noch für Konzerte als Prime Time in New York gelten dürfte.

Mit Gino Sitson kam ein guter Bekannter zum diesjährigen Festival. Der aus Kamerun stammende Sänger, Komponist und Body-Percussionist, der über Paris nach New York kam, hatte mit „VoCello“ ein ganz spezielles Trio auf die aktuelle Europa-Tour gebracht, zum Bandleader gesellten sich die Cellistin und Sängerin Jody Redhage und die aus dem Senegal stammende Sängerin Charenee Wade, die auch mit der der Weltmusik zugehörigen Udu als Perkussionistin zu hören war. Stilistisch bewegte sich „VoCello“ im Grenzbereich von zeitgenössischer Kammermusik mit großen Weltmusikanteilen, die vor allem Gino Sitson und seine beeindruckenden afrikanisch gefärbten Vokalimprovistionen prägten.
Wo sonst aber oft diese solistischen Elemente mangelnde kompositorische Qualitäten zu kaschieren versuchen, liegt bei Sitson eine seiner ganz großen Stärken, nämlich mit diesen ins Ohr gehenden Melodien sein Publikum von Beginn an zu bezaubern. Die Verbindung ihres meist dreistimmigen komplexen Gesanges zusammen mit dem warmen Ton eines klassisch gehandhabten Cellos machen den besonderen Reiz von Sitson’s VoCello- Besetzung aus. „Suite For John“, „Bird“ oder „A Leuda Wou“ oder das auf Gabriel Faure „Opus 24“ zurückgehendes „Elusion“ waren nur einige der bei den HörerInnen an diesem Abend im Gedächtnis zurückbleibenden Stücke, man darf auf die weitere Entwicklung dieses Trios und damit eines sehr exquisiten Klangkörpers gespannt sein.

Das Festival „Snow Jazz Gastein“ dauert noch bis Sonntag, 25.3. - www.jazz-im-saegewerk.org
Bilder: Snow Jazz Gastein, Josef Maier

 

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