Eulenspiegel und zickige Schöne
MUSIKTAGE HUNDSMARKTMÜHLE
03/07/20 Die Vögel zwitscherten, bis die Geigerin Michaela Girardi mit dem Thema zu Till Eulenspiegels lustige Streiche die Stimmführung übernahm. Der Wettergott ließ den angekündigten Regen doch erst verspätet eintreffen – und die Eröffnung der Musiktage Hundsmarktmühle am Donnerstag (2.7.) konnte unter freiem Himmel beginnen.
Von Horst Reischenböck
Natürlich erklang beim kleinen feinen Festival nahe dem Fuschlsee nicht das opulente Original von Richard Strauss, sondern eine Kammermusik-Version, die spritzige Quintett-Fassung von Franz Hasenöhrl, der nicht nur die reduziert, sondern auch in kleinen musikalischen Detail die Partitur verändert und amüsant aufmischt. Der geistreichen Vorlage widmeten sich neben der Camerata-Stimmführerin Michaela Girardi die Kontrabassistin Verena Wurzer und der Solo-Klarinettist Bernhard Mitmesser aus dem Mozarteumorchester, der Hornist Johannes Hinterholzer, mittlerweile Professor für Horn an der Musikhochschule in München sowie der Fagottist Bernhard Krabatsch vom Linzer Bruckner Orchester.
Mit der heiteren Serenata in vano von Carl Nielsen aus 1914 folgte eine weitere Rarität, ein kurzes Kabinettstückchen, das illustriert, wie die Schöne ein Ständchen schmachtend an sie adressierter instrumentaler Anbetung missachtet. Mit von der Partie, der brasilianische Cellist Guilerme Moraes aus dem Beija-flor Quartett.
Das Beethoven-Jahr ging in den vergangenen Monaten ein wenig unter. Die Pianistin Cornelia Herrmann, die Intendantin der Musiktage Hundsmarktmühle, widmet dem Jahresregenten heuer den Schwerpunkt ihres Festivals
Ein international besetztes Ensemble – Haruna Shihoyawa, Alkim Onoglu, Isidora Timotijevic und Leonhard Roczek spielten das Streichquartett c-Moll op. 18/4 und überzeugte mit seinem energischen Ansatz vom eröffnenden Galopp bis ins zigeunerische Finale.
In gleichem Geist und in der derselben Tonart spielte Festival-Leiterin Cornelia Herrmann Beethovens 32 Variationen c-Moll über ein eigenes Thema WoO 80. Die Künstlerin engagierte sich virtuos am Fazioli-Flügel für das Variationenwerk. Den anderthalbstündigen Eröffnungsabend (inzwischen war man, wie geplant, in das historische Mühlen-Gebäude übersiedelt) krönte ein weiteres kaum geläufiges Schmankerl: Cornelia Herrmann, Bernhard Mitmessser und Bernhard Krabatsch betörten mit dem Trio pathétique für Klarinette, Fagott und Klavier von Michael Glinka.
Musiktage Hundsmarktmühle - heute Freitag (3.7.) geht es weiter mit Beethoven und Mozart – die Matinee am Sonntag (5.7.) bietet mit Richard Strauss‘ Melodram Enoch Arden op. 38 eine echte Rarität - www.musiktagehundsmarktmuehle