Schinderbärbel und Schinderjakob
BURG HOHENWERFEN / MYTHOS JACKL
01/07/20 Dass der Hass auf einzelne Bevölkerungsgruppen in einer Hexenjagd münden kann, ist leider auch heute noch Realität, obwohl niemand mehr an Hexen oder Zauberei glaubt. Dieses Thema in einer Sonderausstellung gerade auf der Burg Hohenwerfen anzusprechen, ist stimmig.
Hier fand im 17. Jahrhundert der blutigste Hexenprozess auf dem Gebiet des heutigen Österreich statt. 198 Personen wurden damals angeklagt, 138 davon sogar hingerichtet. Ein besonders „Prominenter“ in der Schar, der damals der Prozess gemacht wurde, war Jackl. Ihm unterstellte man Zauberkräfte. Mythos Jackl – Zauberer und Hexen in Salzburg heißt die Schau auf vier Stockwerken.
In den Jahren zwischen 1675 und 1690 ließ der Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg in der Erzdiözese Salzburg über 150 Personen wegen angeblicher Zauberei und Hexerei hinrichten. Ein Großteil von ihnen waren Kinder und Jugendliche. Mit dieser Vorgangsweise wollte der Erzbischof auch das „Bettelunwesen“ in den Griff bekommen. Opfer waren also die Ärmsten der Armen.
Dem Werfener Handwerker und Bandenführer Jakob Tischler oder Jakob Koller, besser bekannt als Zauberer Jackl, und seiner als Hexe gebranntmarkten Mutter Barbara Koller (sie wurde in der Stadt Salzburg hingerichtet) gilt ein ganzes Stockwerk.
Als Schinderbärbel und Schinderjakob sind die beiden in die dunkle Landesgeschichte eingegangen. Wie kamen sie zu ihrem Namen? Schinder nannte man jene Leute, die toten Tieren das Fell abzogen. Ein sozial wenig angesehener Beruf, dem auch Jackls Mutter nachging.
Salzburger Zauberbubenprozesse ist der Fachbegriff, nach dem man in den regionalen Geschichtsbüchern nach Fakten dazu sucht. Der Schinderjackl jedenfalls ist damals erfolgreich untergetaucht, um dem Schicksal seiner Mutter zu entgehen. Er scharte eine Gruppe von Bettelkindern in einer „Blutsgemeinschaft“ um sich. Viele wurde gefoltert, um Informationen über seinen Verbleib zu beschaffen, aber weder dies noch ein ansehnliches Kopfgeld, das auf ihn gesetzt wurde, führte zur Ergreifung des Jackl. Dafür bemächtigten sich seiner die Geschichtenerfinder: Der Sage nach habe er sich sogar in einen Wolf verwandeln können. Wölfe hatten auch damals keinen guten Ruf...
Die drei weiteren Ausstellungsebenen im Zeughaus der Burg lassen Besucher in die Welt von Hexen, Zauberern, Heilern und märchenhaften Gestalten eintauchen. Gerhard Ammerer, Kurator der Ausstellung, achtete besonders darauf, die altersgerechte Darstellung mit historischer Genauigkeit zu verbinden. „Die Ausstellung erlaubt einen Einblick in eine Epoche der Geschichte, in der die Existenz von Hexen und Zauberern von kaum jemandem angezweifelt wurde. Aber Kulte und magische Rituale sind auch heute noch weit verbreitet“, erklärt Ammerer.
„Eine wichtige Aufgabe unserer Burgen und Schlösser ist es, den Salzburgerinnen und Salzburgern die Geschichte unseres Landes zu vermitteln“, so LHStv. Christian Stöckl bei der Presse-Vorbesichtigung der Sonderausstellung. Es werde auch ein zeitkritischer Blick darauf geworfen, „wie schnell Armut, Ausgrenzung und Vorurteile zu Hass und Gewalt führen können“.
Die erste Ebene der Ausstellung vermag besonders Kinder begeistern: Hier dreht sich alles um Zaubersprüche und zauberhafte Märchen und Geschichten. Auf einem überdimensionalen Besen können die kleinen Besucher sogar einen Ritt über die Burgmauern wagen. In weiteren Teilen geht es um Kräuter und deren magische Zuschreibungen im Laufe der Jahrhunderte, um Geschichte, Bedeutung und Ursachen der historischen Hexenprozesse. Schließlich erfährt man auch Erhellendes über die heutige Rolle von Magie und Kulten in verschiedenen Teilen der Welt.
Von Juli bis September haben alle Kinder kostenlosen Eintritt auf der Burg Hohenwerfen, der Festung Hohensalzburg und der Burg Mauterndorf. „Für viele Familien ist die aktuelle Situation auch finanziell eine Herausforderung. Wir freuen uns mit dieser Sommer-Familienaktion einen kleinen Beitrag zu einem abwechslungsreichen Sommerprogramm leisten zu können“, betont LHStv. Christian Stöckl. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)