Wilder Wein und neue Sachlichkeit
HINTERGRUND / DENKMALSCHUTZ
07/07/20 Dass es eine alte Hütte ist, merken die Badegäste im Strandbad Mattsee. Was den meisten Leuten, die sich an Sommertagen auf dem 18.000 Quadratmeter großen Areal tummeln, vermutlich nicht bewusst ist: Die Anlage um das hölzerne Badegebäude steht unter Denkmalschutz.
Es wurde in den 1920er Jahren nach den Plänen des Wiener Architekten Franz Mörth gebaut, ist also ungefähr hundert Jahre alt. Nun soll die Anlage bis 2022 generalsaniert werden. Man hat die historischen Baupläne ausgegraben, und dabei haben Architekt Andreas Knittel und der Mattseer Bürgermeister Michael Schwarzmayr festgestellt, dass damals nicht nur kostengünstig, sondern auch „grün“ gebaut wurde: „Den damals vorgesehenen wilden Wein werden wir auch jetzt als Schattenspender wieder einsetzen“, heißt es.
Franz Mörth war ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit in der Architektur, wie sie in der Zwischenkriegszeit vom Bauhaus geprägt wurde. Das Strandbad Mattsee ist eine seiner frühesten Arbeiten. Zu Mörths bedeutendsten Werken zählen der Neubau der Arbeiterkammer Wien und der Umbau des ehemaligen Sanatoriums Wienerwald in den 1950er Jahren.
Noch heuer werden das Dach des Haupttrakts des Strandbades saniert und die gesamte Ufermauer erneuert. Die Gesamtkosten der ersten Sanierungsphasen 2020 und 2021 belaufen sich auf gut 400.000 Euro, 60.000 Euro davon übernimmt das Land. „An der Planung möchten wir auch die Jugend im Ort beteiligen - sie gehört zu den Hauptnutzern“, betont der Bürgermeister. Ihn freut natürlich auch, dass bei der Sanierung regionale Handwerkbetriebe zum Zug kommen.
Im Flachgau wendet das Land heuer für 14 Projekte 170.000 Euro für die Erhaltung kulturellen Erbes auf. Damit werden weitere Investitionen in Millionenhöhe ausgelöst. Ein weiteres größeres Projekt neben dem Strandbad Mattsee ist die Sanierung der Kirche Arnsdorf mit 30.000 Euro vom Land. „Allein 2020 werden landesweit rund 150 Projekte mit 1,2 Millionen Euro an Förderungen unterstützt. Der Großteil davon wird heuer fertiggestellt“, so LHStv. Heinrich Schellhorn. „Damit helfen wir mit, historische Bauten, Kleindenkmäler und andere Objekte zu erhalten. Sie sind ein wichtiger Teil des Kulturlandes Salzburg und tragen viel zur Unverwechselbarkeit und Identität des Landes bei“, betont Kulturreferent Schellhorn.
Christian Haller ist beim Land zuständig für die Erhaltung des kulturellen Erbes. Er bemerkt, dass dass es zunehmend größeres Interesse an der Bewahrung von historischer Bausubstanz gebe, auch bei der jungen Generation. „Sie schätzen das Alte, die Abrissbirne kommt zunehmend seltener zum Einsatz. Die entstehenden Mehrkosten deckt die Landesförderung ab“, so Haller. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)