Vom Mehr hinter dem Sonnenuntergang
HINTERGRUND / DAS KINO / LARS VON TRIER
18/02/14 Ihre einzige Sünde? Dass sie „vielleicht immer mehr vom Sonnenuntergang erwartete als andere Leute…“ Das vier Stunden-Epos „Nymph()maniac“ von Lars von Trier kommt in zwei Teilen ins Kino. Übermorgen Donnerstag in Salzburg gleich beide Teile an einem Abend.
Eigentlich hat an diesem 20. Februar erst der erste Teil von Lars von Triers jüngstem Filmepos „Nymph()maniac“ seinen Kinostart. Er war auch jüngst bei der Berlinale zu sehen. Schon vorab wurde ein Skandal herbeigeredet, ohne dass jemand auch nur Teile des Films gesehen hätte.
Wer jedoch einen Pornofilm erwartet hat, wurde bitter enttäuscht. Der Skandal-Regisseur bedient keine Voyeuristen, sondern liefert einen intelligenten Diskurs über Liebe, Religion und Tod.
An einem kalten Winterabend findet der charmante, ältere Junggeselle Seligman eine halb bewusstlose, zusammengeschlagene Frau namens Joe (Charlotte Gainsbourg) in einer Seitenstraße. Er nimmt sich ihrer an und pflegt die Schwerverletzte. Als Joe wieder zu sich kommt, fängt sie an, Seligman ihre Lebensgeschichte zu erzählen: Eingeteilt in acht Kapitel berichtet sie ihren Werdegang von der Geburt bis zu ihrem fünfzigsten Lebensjahr. Die eigene Lebensdiagnose als Nymphomanin ist geprägt von mannigfaltigen Facetten und erotischen Erlebnissen. Die mit Anekdoten gespickten Geschichten zeugen von ihren tief verborgenen Emotionen und Bedürfnissen...
Am Donnerstag (20.2.) ist der Film in seiner gesamten Länge erstmals und einmalig im Salzburger Filmkulturzentrum „Das Kino“ als Preview zu sehen.
Lars von Triers filmisches Gesamtwerk ist zweifellos ebenso innovativ wie provokant. Mit seiner Trilogie „Element of Crime“, „Epidemic“ und „Europa“ wurde er bekannt, mit „Breaking the Waves“ landete er seinen ersten internationalen Kinoerfolg. Als Begründer des Manifests „Dogma 95“ läutete er eine neue Ära des europäischen Kinos ein. Seine Idee der Befreiung des Kinos von herkömmlichen Produktionsbedingungen und Stilmittel löste einen neuen Boom aus. Seine Filme bewegten sich immer zwischen Provokation und Genialität.
Nach seinem Auftritt bei den Filmfestspielen von Cannes 2011, wo er mit Nazi-Äußerungen für erhebliche Irritationen sorgte, hat sich der dänische Regisseur eine Art Schweigegebot auferlegt, so dass er seither keine Interviews oder öffentliche Auftritte machte. So hat er auch zu seinem neuen Film außer der Besetzung – unter anderem mit Charlotte Gainsbourgh, Stellan Skarsgård, Stacy Martin und Shia LaBeouf – und einem Pressetext nichts bekannt gegeben, sondern nur mit Kino-Trailern Einblicke in seinen neuen Film gegeben. (Das Kino)