Und er kam doch in die Fänge des Regimes
HINTERGRUND / BERGFILM-FESTIVAL
22/11/13 Er war der erste, der auf die Idee gekommen ist, eine Filmkamera auf Skiern zu montieren. Drum sieht man in manchen Szenen im legendären Streifen „Der weiße Rausch“ von Arnold Fanck aus dem Jahr 1931 Skispitzen im Vordergrund.
Von Reinhard Kriechbaum
Matthias Fanck ist der Enkel jenes Dr. Arnold Fanck, der in der Zwischenkriegszeit bahnbrechende Beiträge zum Genre „Bergfilm“ geliefert hat. Er berichtete vor der Aufführung des Streifens „Im Kampf mit dem Berge“ am Donnerstag (21.11.) zum Auftakt des Bergfilm-Festivals über seinen Großvater – einen Filmemacher, dessen Karriere im Prinzip daran zerbrach, dass er sich schließlich doch vom Nazi-Regime in Dienst nehmen ließ.
Arnold Fanck (1889-1974) kam in einem deutschen Industriegebiet (Frankental in der Pfalz) zu Welt, war als Kind chronisch krank und wurde zur Genesung nach Davos geschickt. Er blieb in den Bergen. Der Umgang mit ihnen wurde, wie es der Enkel formuliert, für ihn so etwas wie „ein religiöser Akt“. Das sieht man dem Streifen „Im Kampf mit dem Berge“ von 1921, dem ersten abendfüllenden Bergfilm der Geschichte, an. International bekannt wurde Arnold Fanck mit dem Bergdrama „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ (1928) und vor allem mit „Der weiße Rausch“ (1931). Schon zuvor hatte er mit Luis Trenker und Leni Riefenstahl gearbeitet. Das war vor der Zeit Hitlers, aber das Genre hat dann sehr schnell seine Unschuld verloren. Die anfängliche Distanz zum neuen Regime hat Arnold Fanck nicht halten können, wofür wohl auch ökonomische Gründe entscheidend waren. Ab 1940 war Fanck Parteimitglied. „Sein letzter Film ist ihm aus der Hand genommen worden und ein Propagandafilm für die deutsche Marine geworden“, so Matthias Fanck im Gespräch. Zuletzt hatte Arnold Fanck an einem Film über die Nazi-Bildhauer Arno Breker und Joseph Thorak gearbeitet – die Leni-Riefenstahl-Filmproduktion hat diese Arbeiten schließlich „vollendet“.
„Nach dem Krieg war er abgemeldet“, aber nicht nur wegen der Zusammenarbeit mit dem Nazi-Regime . Auch ideologisch waren in der Nachkriegszeit andere Themen gefragt – verklärende Heimatfilme mit seichten Geschichten. Da passte Fancks heroisierende Berg-Sicht nicht mehr hinein. Als Waldarbeiter brachte sich Arnold Fanck, immerhin promovierter Geologe, durch. Erst, als sein Film „Der ewige Traum“ auf dem Bergfilmfestival in Trient 1957 wieder gezeigt wurde, wurde man wieder auf ihn aufmerksam. Und als das Fernsehen schließlich auch alte Bergfilme ausstrahlte, verbesserte sich auch Arnold Fancks ökonomische Situation.
Manche filmische Innovation ging auf Fanck zurück: Er war einer der ersten, die die Kamera vom Stativ nahmen frei in Händen hielten. Und er war der erste, der dem Berg mit einem eigens für ihn konstruierten Zoom-Objektiv zu Leibe rückte.