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Warum wir bald keine Filme mehr sehen werden

HINTERGRUND / KINO / DIGITALISIERUNG (1)

18/11/11 Die Aussage „Ich schaue mir einen Film im Kino an“ ist nun schon seit über hundert  Jahren Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs. Doch die Bezeichnung „Film“ ist im Jahr 2011 genau genommen nicht mehr zeitgemäß. - Ein Abgesang auf eine aussterbende Kunstform.

Von Andreas Öttl

altEin Großteil der weltweit produzierten Filme wird heutzutage mit digitalen Kameras unterschiedlichster Art gedreht. Es braucht keinen physischen Film mehr, der erst mühsam in Labors entwickelt werden muss. Große und prestigeträchtige Produktionen werden zwar nach wie vor auf dem lange Zeit als Industriestandard geltenden 35mm Format gedreht, doch auch viele namhafte Regisseure wenden sich zunehmend den immer besser werdenden Digitalkameras und den vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Postproduktion zu.

Darüber hinaus werden immer öfter selbst 35mm-Produktionen digital projiziert, denn auch was die Kinos betrifft, ist die Digitalisierung nicht mehr aufzuhalten. In Österreich sind quasi alle Multiplex-Kinos digitalisiert und auch viele Programmkinos sind bereits mit digitalen Projektoren ausgestattet, nachdem sich zuvor an der Technik aus den Anfängen der Filmgeschichte jahrzehntelang kaum etwas geändert hatte.

Es ist eine stille, aber schwerwiegende Revolution die hier gerade stattfindet und von den meisten Kinobesuchern gar nicht wahrgenommen wird. Was wohl daran liegt, dass die digitale Projektion – nicht unbedingt die Produktion – eine Qualität erreicht hat, die es Laien zunehmend schwerer macht, eine Digitalprojektion von einer guten 35mm-Projektion zu unterscheiden.

altDie Vorteile der digitalen Projektion liegen auf der Hand: es müssen keine teuren Filmkopien mehr erstellt werden und es wird eine gleich bleibend hohe Qualität garantiert, was bei 35mm oft nicht der Fall ist. Und zumindest theoretisch gibt es für die Kinos weniger Barrieren, jene Filme zu spielen, die sie auch spielen wollen. Praktisch sieht es dank Knebelverträgen wohl anders aus.

Anstatt als Filmrollen werden die „Filme“ künftig auf kompakten Festplatten angeliefert. Damit ersparen sich insbesondere die Verleihfirmen viel Geld. Überhaupt sind es vor allem die Verleiher, die von der Digitalisierung profitieren. Für kleinere, nicht geförderte Kinos stellen hingegen der Zwang zur Digitalisierung und die damit verbundenen erheblichen Investitionskosten eine unüberwindbare Hürde dar, welche deren Fortbestand in Frage stellt. Das Ein-Saal-Kino am Land könnte – nicht nur aus diesen Gründen – bald Geschichte sein, was einen nicht unwesentlichen Verlust für die lokale Filmkultur darstellen würde. Gleiches gilt für den Berufsstand des Filmvorführers der mit der Digitalisierung eine Entwertung erfährt. (Wird fortgesetzt)

Bilder: dpk-krie
Zur zweiten Folge Je mehr es flimmert und flackert, desto besser
Zum Gespräch mit Michael Bilic, "Das Kino" Kein Überleben ohne Digitalisierung

 

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