Spuren des Vaters im Auwald
FILMPREMIERE / DEIN VATER HAT SICH GEMELDET
17/11/11 Der Vater: über Jahrzehnte ein Phantom ohne Umrisse, denn „sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter väterlicherseits waren äußerst zurückhaltend mit ihren Erzählungen“, erinnert sich Ulrike Guggenberger. – Zur Salzburg-Premiere des dokumentarischen Filmessays „Dein Vater hat sich gemeldet“ heute, Donnerstag (17.11.).
Von Reinhard Kriechbaum
„Anlass des Filmprojektes ist ein Telefonanruf der Friedhofsverwaltung in Salzburg vor mehreren Jahren“, erzählt Ulrike Guggenberger. Ein gewisser Jan Babincak aus Bratislava suche den Kontakt mit der Besitzerin einer bestimmten Grabstätte. „In meinem darauf folgenden Telefonat klärt sich der Sachverhalt.“ Jan Babincak entdeckte in den Pressburger Donauauen die Absturzstelle des Flugzeuges, in dem Leutnant Wilhelm Meilinger von den Amerikanern im April 1944 abgeschossen wurde und dabei ums Leben kam. „Der Gefallene ist mein Vater, drei Monate nach seinem Tod wurde ich in Salzburg geboren.“
Wer einmal von Burg Devin nahe Bratislawa über die endlosen Auwaldflächen geschaut hat, kann sich eine solche Spurensuche ausmalen. Jan Babincak hat Ulrike Guggenberger und ihre Familie mehrmals mitgenommen dorthin: „Es ist mühsam, den verborgenen Ort zu finden. Selbst für Jan Babincak, dem dieses Gebiet seit seiner Kindheit vertraut ist. Die landschaftsgeschützten Auen gleichen einem Urwald. Noch liegen unzählige Fluzeugteile verstreut in der näheren Umgebung des Kraters am Fundort.“
Mehrere Facetten werden in dem Film angesprochen: Da ist natürlich die persönliche Spurensuche nach Wilhelm Meilinger, „den für mich unbekannten Vater“. 23 Jahre alt war der Leutnant, als sein Flugzeug im Zweiten Weltkrieg abgeschossen wurde. Im selben Jahr ist Jan Babincak nahe Bratislavea zur Welt gekommen. Er ist aufgewachsen in unmittelbarer Umgebung der Donauauen und aus ihm ist ein Spurensucher und -finder geworden: Seit Jahrzehnten schon beschäftigt er sich mit den Lebensgeschichten von verloren gegangenen Existenzen in dem unwegsamen Gelände.
„Im Mittelpunkt des Films stehen also zwei Suchende – die Tochter mit ihren erweckten Hoffnungen, Freuden, Überraschungen aber auch Enttäuschungen auf ihrer Suche, und Jan Jan Babincak“, so die Produzentin des Streifens, Karin Helml (Studio West). „Wie verändert die Suche, das Entdecken und das Nichtfinden den Menschen?“