Salzburg- und Karriereträume
IM PORTRÄT / FESTSPIELE / YOUNG CONDUCTORS WEEKEND
27/04/12 Die drei Finalisten des "Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award" präsentieren sich am Wochenende erstmals bei einem „Award Concert Weekend“ in der Felsenreitschule dem Salzburger Publikum. Drei junge Dirigenten dirigieren drei namhafte Orchester.
„Jeder Musiker würde lügen, wollte er Ihnen weismachen, dass er bei Musik in Salzburg nicht an Mozart denkt!“ Jamie Pillips ist der erste Finalist des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Awards. Er wird am Samstag (28.4.) um 19.30 Uhr in der Felsenreitschule das Mozartumorchester dirigieren. Der gebürtige Brite erinnert sich von einem Besuch als Siebenjähriger an Salzburg als „eine so eine schöne gut erhaltene historische Stadt“. Zudem sei er mit The Sound of Music aufgewachsen: „Das sind auf jeden Fall auch Erinnerungen. Ach ja, und die Sachertorte...!“
Er habe keine spezifischen Vorbilder für das Dirigieren, so Phillips: „Es ist etwas gefährlich, wenn man den Stil eines bestimmten Dirigenten sehr bewundert, denn dann beginnt man, ihn nachzuahmen, oft ohne es zu merken.“ Daher versuche er, so viele Dirigenten wie möglich zu beobachten – „und normalerweise gibt es bei jedem etwas, das mir gefällt und das ich ausprobiere“. Das Wichtigste für ihn, sei, „mich daran zu erinnern, dass ich in keiner Weise dem Orchester überlegen bin, sondern nur ein weiterer Musiker, der mit ihnen zusammen auf der Bühne steht“. Seine erste „wunderbare Erfahrung mit Musik“ war es, „bei Mahlers 3. und 8. Sinfonie unter Sir Simon Rattle bei den BBC Proms im Knabenchor zu sitzen“: „Bei der ersten Aufführung war ich erst acht Jahre alt, und das hat mich zutiefst beeindruckt.“
Der zweite Finalist ist der Argentinier Christian Baldini. Er wird am Sonntag (29.4.) bei der Matinee um 11 Uhr das Münchner Rundfunkorchester dirigieren. Er habe schon immer davon geträumt, einmal in Salzburg auftreten zu können – und besuchen wollte er Salzburg „seit ich als Vierjähriger versuchte, am Klavier Mozart zu spielen“.
Für Christian Baldini ist Integrität die wichtigste Qualität, „nach der man streben kann und die man als Künstler bewahren sollte“: „Wir sind für den Grad unseres Engagements und unserer musikalischen Qualität verantwortlich, und wir müssen uns auch dem Werk lebender Komponisten gegenüber verantwortlich zeigen.“ Für ihn ist Musik ist ein essentieller Teil des Lebens, „die Kunstform, die am direktesten und ergreifendsten zum Herzen spricht“. Neben Künstlern und Kollegen habe ihn sein Großvater stark beeinflusst. „Wenn du zwei Stunden Zeit hast, kannst du sie sehr leicht vergeuden, oder du kannst etwas ganz besonderes daraus machen.“ Dieser Satz des Großvaters, den er als Kind freilich nicht verstanden habe, sei „zu einem Segen in meiner Karriere geworden“. Sein Großvater war ein „bescheidener und liebevoller Mann, der die Grundschule nicht beendet hatte, aber trotzdem sehr weise war“.
Das dritte Konzert leitet Mirga Gražinyt?-Tyla. Die aus Litauen stammende Dirigentin wird als dritte Finalistin des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Awards am Sonntag (29.4.) um 19.30 Uhr in der Felsenreitschule die Camerata Salzburg dirigieren. Sie freut sich besonders, nach ihrem dreijährigen Bachelor-Studium in Graz ihre „musikalische Heimat Österreich wiederzusehen und hier wieder aktiv zu sein“. In Salzburg habe sie das Gefühl, „sich von der Luft Mozarts zu ernähren.
„Der wichtigste Drang, für Musik und mit Musik zu leben, ist die Musik selbst“, sagt Mirga Gražinyt?-Tyla. Als sie klein war, habe sie Musik gerne mit einem Menschen verglichen, „der dich immer erwartet, dir zuhört, dich für deine Mühe und Aufmerksamkeit zehnfach belohnt“. Immer mehr bedeute ihr das „gemeinsame Erleben, gemeinsame Gebären der Musik“ mit Partnern und Kollegen. Musik als Beruf auszuleben zu können, empfinde sie als Privileg, dessen sie sich „in jedem Augenblick“ bewusst sein möchte. Gleichzeitig sei, so Mirga Gražinyt?-Tyla, Musik eine schwere Arbeit, die, wie jede andere Beschäftigung, Ausdauer, Geduld und Mühe verlangt. „Mich bewegt der Begriff des Opfers. Mit einer ernsthaften Entscheidung, der Berufung der Musik zu folgen, verpflichtet man sich für und verzichtet auf viele Dinge. Ich persönlich empfinde und gleichzeitig liebe diesen asketischen Moment, der zur Glückseligkeit führt.“
Nach dem dritten Konzert wird die Jury unter dem Vorsitz von Ingo Metzmacher den Preisträger des „Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award 2012“ bekannt geben. Der Preisträger wird am 12. August bei den Festspielen das Gustav Mahler Jugendorchester in der Felsenreitschule dirigieren.(SFS/dpk-klaba)