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Auf dem Königsweg

IM PORTRÄT / MEL

12/04/12 Die Salzburger Musikerin mel erweist ich auf ihrer zweiten CD "King Street" als äußerst versierte Songwriterin, die locker zwischen allen Stühlen jongliert. Das in England aufgenommene Album lässt sich daher auch nur schwer in nur eine Kategorie pferchen.

Von Didi Neidhart

Folk-Pop? Neo-Folk? Anti-Folk? „Wenn ich schreibe, mache ich mir keine Gedanken darüber, in welche Richtung die Musik gehen soll. Ich würde sagen, der melancholic touch erklärt einfach manchmal meine Sicht auf die Themen, die ich behandle.“ Wobei das Wort „melancholisch“ für mel „immer einen leicht bitteren Beigeschmack“ hat: „Ich glaube, die Hörer kommen oftmals in Versuchung, weibliche Musikerinnen eher als melancholisch zu bezeichnen, weil wir verletzlicher wirken.“

Ihr erstes Album, „Escape The Cold“ (2010), schätzt die Sängerin und Songwriterin jedenfalls als das „intime Folk-Album“ ein, durch die spärliche Instrumentierung berge es „eine gewisse Verletzlichkeit“ in sich. Für ihre zweite CD, "King Street", habe sie mehr mit verschiedenen Stilen experimentiert, „auch das Songwriting ist vielfältiger“. Und es seien wesentlich mehr Instrumente zum Einsatz gekommen: „Ich würde sagen, es ist das breitere, popigere Album.“

Eine namhafte Gruppe von Musikern ist diesmal mit von der Partie. Mit Ian Button (Death In Vegas, The Trashing Doves) ist als Drummer, Gitarrist ("In My Dreams" und "Leave It All Behind") und vor allem Producer eine der Gallionsfiguren der britischen Antifolk-Szene beteiligt. „Wir dachten sofort an Ian Button, der am Canterbury College Recording-Vorlesungen hält und nebenbei sehr viele Bands in und um London aufnimmt. Diese Entscheidung war nach den oben erwähnten Denkanstößen ein bewusster Schritt, etwas anderes zu machen als mit „Escape The Cold“.

„Stootsie hat mich wie immer bestärkt und motiviert.“ Der Salzburger Musiker ist auch diesmal wieder an unzähligen Instrumenten (Bass, Electric Guitar, Piano, Organ, Harmonium) zu hören. „Das Gute und Entspannte war, weit weg von Salzburg zu sein. Er ist mit seinem Gitarrenshop und unzähligen Bands, in denen er mitwirkt, sehr eingespannt.“ In London, in einer nun als Studio dienenden alten Synagoge, „arbeiteten wir drei Tage konzentriert und es ging mit einer Leichtigkeit, die mich heute noch ganz verwirrt. Er ist ein großartiger Musiker, vor allem kann er schnell und ohne großes Grübeln einem Song mit stimmigen Instrumentalelementen ‚ein Gesicht‘ geben. Gemeinsam mit Ian, dem seine Drum-Parts ziemlich spontan und locker von der Hand gingen, wurde ich von zwei Könnern unterstützt. Beide wissen ganz genau, was ein Song braucht und was mir bei meinen Songs wichtig ist.“

Mels Debüt-CD "Escape The Cold" hat nicht nur Standard als "reifes Albumdebüt" hochgelobt. Wie geht man da weiter? „Ziemlich entspannt und motiviert“, sagt mel. „Ich bin eher der Typ, der Vergangenes ‚abhakt‘, nach vorne denkt und einfach weiter macht. Ich hab die Songs für ‚King Street‘ geschrieben wie bisher. Neu war allerdings, dass ich einige Songs mit dem Klavier geschrieben habe. Das Klavier hat mir einen ganz neuen Zugang zum Songschreiben verschafft, der mich wirklich positiv überrascht hat.

Mels Platz in der österreichischen Szene? Das Musikmachen habe einen schnelllebigen Touch bekommen. „Ich glaube, der beste Weg ist, dabei zu bleiben und Beständigkeit zu beweisen. Ich denke und hoffe, somit kann man sich einen ‚kleinen‘ Status erarbeiten.“

Mels Themen? „Ich möchte dem Hörer Raum geben, um interpretieren zu können. Deshalb sag ich auch selten, worum es in meinen Songs geht. Ich glaube, wenn man Songs schreibt, ist man jederzeit empfänglich für alles. Man hat die Augen und Ohren immer offen und alles Prägnante, sei es der tägliche, mediale Wahnsinn, die Quintessenz eines Buches oder Filmes, Musik, ein Glücksmoment beim Fahrradfahren, Liebe oder Trauer. Alles kann miteinfließen.“

Das Interview im Wortlaut lesen
Das nächste Salzburger Konzert von mel ist am 19.4. im Rockhouse: www.rockhouse.at
Die CD „King Street“ ist bei FreeFall records/Hoanzl erschienen: www.hoanzl.at
Bilder: www.myspace.com/melligibson

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