… weil Gott kein Langeweiler ist
IM PORTRÄT / PHILIPP HARNONCOURT
08/02/11 Der angesehene Grazer Liturgiewissenschaftler und Ökumeniker em.Prof. Philipp Harnoncourt wird am Mittwoch (9.2.) 80 Jahre alt. Der Jubilar - Bruder des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt - hat dazu einen Kunstpreis ins Leben gerufen.
Philipp Harnoncourt hat den Kunstpreis zum Thema Dreifaltigkeit unter dem Titel "1+1+1=1" gemeinsam mit dem Kulturzentrum bei den Minoriten eingerichtet. Ausgelob sind Preise für Arbeiten in den Kategorien Bildende Kunst und
Dichtung, außerdem wurde ein Kompositionsauftrag an Peter Ablinger erteilt. In den Arbeiten soll die Dreieinigkeit Gottes in kreativer und zeitgemäßer Form thematisiert werden.
Die christlichen Kirchen, so Harnoncourt, hätten "ihr Zentrum aus dem Blick verloren". Oberflächlichkeit und Langweile seien reziproke Erscheinungen dieses Verlusts der Sicht auf Gott: "Trinität deshalb, weil der eine Gott kein Langeweiler ist." Kunst sei für ihn die "letzte Hüterin des Heiligen".
Harnoncourt, der auch Mitglied des Grazer Domkapitels und der Stiftung "Pro Oriente" ist, hat für die Dotierung der Kunstpreise Freunde und Verwandte mobilisiert und greift dafür auch in die eigene Tasche: An Bildende Künstler werden 10.000 Euro, an Literaten 8.000 Euro ausgeschüttet. Die Werke müssen bis spätestens 15. März 2011 eingereicht werden.
Harnoncourt gründete 1963 an der heutigen Kunstuniversität Graz die Abteilung Kirchenmusik und war neun Jahre lang deren Leiter. Von 1972 bis 1998 war er Vorstand des Instituts für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie an der Universität Graz. Seine Forschungsschwerpunkte Kalenderfragen und Hymnologie waren ein wichtiger Beitrag der nachkonziliaren Liturgiereform, Harnoncourt arbeitete auch maßgeblich am "Gotteslob" mit. Große Verdienste erwarb sich der Theologe mit dem von ihm entwickelten "steirischen Modell" der Evaluierung von Kirchenneu- und Umbauten. In der ökumenischen Annäherung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche zählt Harnoncourt zu den theologischen Vordenkern. (Kathpress)